„... dass ich zu einer tiefen Erkenntnis der Wahrheit gelangen möge, keine Zeit in Grübeleien verliere, sondern in Akten der Liebe, damit meine Seele sich mit liebendem Schwung zu dir erhebe..."

 

1341 Collevalenza 14. Mai 1952: Als ich Pater Gino so besorgt und leidend sah aufgrund der Verfolgung der Kongregation, fragte ich ihn, was er denn tun wollte; er hat mit geantwortet, dass wir handeln müssten, denn die Feinde der Kongregation ruhen nicht. Er hielt es für angemessen, eine Audienz bei Kardinal Pizzardo zu erbeten, der ihm geantwortet hatte, ich könne jederzeit kommen, wenn ich wolle, denn er würde mich immer empfangen. So sind wir nach Rom gefahren mit großer... oder besser mit Unannehmlichkeit, denn mir widerstreben die Formalitäten sehr.

1342 Er hat mich um 17.00 Uhr empfangen, und wie gewohnt habe ich angefangen, eine Menge Unsinn zu reden und weil er mich nicht gut kennt, hat er mich für etwas gehalten, das ich nicht bin und das ich aber sein müsste, wenn ich mit den Gnaden, die mir der gute Jesus geschenkt hat, mitgewirkt hätte und wenn ich mich ernsthaft bemühen würde, das Ziel zu erreichen, das er mit aufzeigt.

1343 Dann habe ich Seiner Eminenz erzählt, was mir mit dem Erzbischof von Fermo passiert ist und auch den Widerstand, den Seine Exzellenz Msgr. Alcini gegen unsere Kongregation leistet - nicht direkt, aber indirekt. Daraufhin habe ich im mitgeteilt, was der Kardinal laut Msgr. Alcini gesagt hätte, das heißt, dass „ es eine Überspanntheit für eine Ordensfrau sei, eine männliche Kongregation zu gründen", während ich jedoch bereit wäre, es durch eine Person zu tun, die der Kardinal als dafür geeignet ansieht. Gründer hätte Pater Alfredo sein können und Mit-Gründer Pater Gino und weitere zwei, von denen ich hoffte, dass sie alsbald kommen würden.

1344 Er antwortete mir: „Ja, wir können jeden als Gründer präsentieren, aber die Gründung ist schon gemacht und niemand kann Ihnen den Titel Gründerin nehmen; ich akzeptiere, dass der Heiligen Kongregation Pater Alfredo, Pater Gino und andere präsentiert werden, aber sie werden sehen, dass im Hintergrund immer die echte Gründerin ist. Aber mich interessiert das nicht, Madre, und ich habe nie daran gedacht diese Absurdität ins Lot zu bringen; arbeiten Sie weiter wie bisher und ich verspreche Ihnen, dass Alfredo innerhalb von drei Jahren zum Priester geweiht wird; und mit Ihrer Hilfe wird er diese junge Kongregation groß machen. In der Zwischenzeit geben Sie einfach nichts auf das Gerede und jedes Mal, wenn Sie etwas hören, das Sie entmutigen könnte, kommen Sie zu mir, denn ich bin immer bereit, Ihnen bei diesem Vorhaben zu helfen."

1345 Ich habe ihm de Konstitutionen und die Regelungen, die ich für den Diözesanklerus mit Leben in Kommunität erstellt habe, überlassen und habe ihn als meinen Oberen gebeten, das zu korrigieren oder zu entfernen, was nicht richtig ist. Er antwortete mir, dass er mich anrufen würde, wenn er etwas finden würde und bat mich deshalb um die Telefonnummer.

1346 Jesus, ich hoffe, dass es sich mit den Dingen wirklich so verhält und dass es nicht nur darum geht, einer armen Kreatur ein bisschen Mut zu machen und sie zu beweihräuchern; einer armen Kreatur, die nichts anderes will, als dass sich in ihr, in den Söhnen und Töchtern der göttliche Wille erfülle und dass wir dich sehr, sehr lieben können, oder besser, dass wir es verdienen, von dir geliebt zu werden und helfen, dass du von allen geliebt wirst.

1347 Collevalenza 1. Juni 1952: ich weiß nicht, was mit mir geschieht, mein Vater, denn ich fühle mich kraftlos und empfinde eine Art von Abneigung und Überdruss für die Dinge, die mich umgeben; ich bin versucht, in meinem Zimmer allein mit Gott zu bleiben und muss mich aufraffen, um bei den Söhnen und Töchtern zu bleiben, denn ich fühle eine moralische Erschöpfung, die es mir nicht erlaubt, Freude zu empfinden für die Dinge, die mich umgeben, aber trotzdem, Vater, glaube ich, den guten Jesus sehr, sehr zu lieben, so sehr, dass mein schwaches Herz oftmals dieses brennende Feuer nicht aushält und schreien muss: „es ist genug, mein Jesus, ein bisschen weniger, denn ich halte es nicht länger aus."

1348 Ich glaube, mein Vater, dass meine Liebe zu Gott nicht mit meinem Verhalten übereinstimmt, denn ich suche mein eigenes Wohlergehen, statt die Nächstenliebe, mein Vergnügen, statt das Opfer und vernachlässige meine Pflicht, um mit Ihm vereint zu leben, ohne daran zu denken, dass ich für diese angestrebte Betrachtung die ganze Ewigkeit zur Verfügung habe, während ich in diesem kurzen Exil hingegen leiden, für die Ehre Gottes arbeiten und als Sühneopfer dienen muss, nach dem Beispiel des guten Jesus.

1349 Mein Vater, ich bitte Sie, ihr Möglichstes zu tun, um die Situation meiner armen Seele genau zu untersuchen und helfen Sie mir, Gott immer in allem treu zu sein; ich frage mich auch, ob dieses Wohlsein, das ich verspüre, daher kommt, dass ich mir einbilde mit dem guten Jesus vereint zu sein, oder ich träume, es zu sein, in diesem Fall würde ich kein Leben der Vereinigung leben, sondern eine Illusion.

1350 Bitte, Vater, sehen Sie, was in meiner armen Seele geschieht, und ich werde in der Zwischenzeit versuchen, Gott noch mehr zu lieben und ich werde leiden, wenn ich Ihn um Liebe betteln sehe, so als ob er nicht ohne uns leben könnte; das ist ein Geheimnis, das meinem Stolz, ehrlich gesagt, widerstrebt; einen Gott zu sehen, der sich zum Menschen herab beugt und um Liebe bettelt.

1351 Seit einigen Tagen bete ich für Sie, damit der gute Jesus ihnen helfen möge, die Zeit gut zu nutzen, damit ihre Arbeit im Apostolat ein Mittel der Heiligung sei und nie eine Quelle der Zerstreuung, bei der man sich in materiellen so sehr Dingen verliert, dass man keine Zeit mehr für die Andachtsübungen hat, wie man sie eigentlich haben sollte. Verzeihen Sie mir, Vater, und sehen Sie diese Bitte als den Wunsch einer Mutter an, die nur das Beste für Sie will.

1352 Collevalenza 2. Juni 1952: wie sehr leide ich, weil mir der Vater fast keine Buße erlaubt! Und auch du verwehrst mir die Leiden, die du mir jeden Donnerstag gabst, sicher wegen meiner Feigheit im Schmerz. Mach es nicht so, mein Vater, behandle mich nicht weiter wie eine Kranke; gib mir mehr und vermehre meine Leiden, Ängste und Schmerzen, um irgendwie die Verfehlungen der Priester der ganzen Welt zu sühnen und die Beharrlichkeit für jene zu erlangen, die als gute Priester leben.

1353 Mein Jesus, vergib mir meine Feigheit; behandle mich nicht wie ein schwaches Kind und gib, dass ich eingetaucht im Schmerz lebe, um irgendwie die Beleidigungen zu sühnen, die die Sünde meinem Gott antut; für mich bitte ich dich, mir für die gesamte Zeit meiner irdischen Wanderschaft den Schmerz und die Scham zu lassen, dich beleidigt zu haben, bis der Tod mich ins Fegefeuer bringt, in dem ich leiden kann, um meine Schuld zu sühnen, ohne Angst, dich zu beleidigen; und dann werde ich dir wie der verlorene Sohn sagen: „Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt". Vergib mir, mein Jesus, noch ein Mal und reinige meine Seele, damit sie sich für immer mit dir vereinen kann.

1354 Collevalenza 25. Juni 1952: „…dass ich zu einer tiefen Erkenntnis der Wahrheit gelangen möge, keine Zeit in Grübeleien verliere, sondern in Akten der Liebe, damit meine Seele sich mit liebendem Schwung zu dir erhebe, um dich beständig zu lieben und dich anzuflehen, deinen Priestern zu helfen, vor allem jenen, die das Unglück hatten, dich zu beleidigen und die dich immer noch beleidigen; dich zu bitten, ihnen eine echte Reue, Zuversicht und die Demut im Betrachten der eigenen Verfehlungen zu schenken, zusammen mit einem großen Vertrauen in deine Barmherzige Liebe und einem brennenden Verlangen, sich mit dir zu vereinen und dem entschiedenen Vorsatz, sich von der Gefahr zu entfernen, in der sie bisher erlegen sind.

1355 Ich hoffe, mein Jesus, dass du mir diese Gnade gewährst, denn ich habe diese Bitte zusammen mit dir, vereint mit dir vorgetragen in der Gewissheit, dass der Vater dir nichts abschlägt und du nicht müde wirst mit mir für diese Seelen zu beten, für die ich mich als Sühneopfer geopfert habe, während du sie Tag und Nacht mit einer unerschöpflichen väterlichen Geduld erwartest.

1356 17. August 1952: Der Bischof von Todi kommt nach Matrice, um einige Tage mit den Patres zu verbringen, ihre Gelübde entgegenzunehmen und zwei Brüdern das Ordenskleid zu überreichen. Pater Alfredo und Pater Giovanni legen die Gelübde für drei Jahre ab und die beiden Brüder für ein Jahr. Ich schreibe an Seine Eminenz, um ihn über die Zeremonie in Matrice zu unterrichten.

1357 4. September: mir wird ein Brief des Kardinals zugestellt, in dem er mir sagt, mein Schreiben erhalten zu haben und dass er mir eigentlich mit einem langen Brief antworten wollte, aber der Bischof von Arezzo hat ihm geschrieben und deshalb (…).

1358 Nur der gute Jesus kennt den Schmerz, den dieser Brief des Kardinals mir bereitet hat. Ich habe Pater Alfredo gerufen und ihn den Brief lesen lassen und er hat mir gesagt: „Madre, es wäre angemessen, heute noch nach Rom zu fahren, um zu sehen, was geschehen ist." Wir brechen unverzüglich nach Rom auf. Welch eine Fahrt, mein Jesus! Mein Kopf war ein Vulkan und wie sehr ich mich auch bemühte vor dem Pater ruhig zu erscheinen, so gelang es mir doch nicht, denn ich empfand einen derartigen Kummer und Schmerz, dass ich nicht mehr konnte.

1359 Wir sind um 17.00 Uhr in Rom angekommen und ohne noch zu Hause vorbeizuschauen haben wir uns zum Kardinal begeben, der mir gesagt hat: „Warum sind Sie hier, Madre, wenn ich vor drei Tagen einen Brief von ihnen erhalten habe, in dem Sie mir schreiben, dass sie sich in Matrice befinden und ich Ihnen sofort dorthin geantwortet habe?" „Ja, Eminenz, ich haben gerade heute ihren Brief dort erhalten und da ich erahne, dass Sie in mir etwas sehen, das nicht gut ist, bin ich sofort aufgebrochen, um zu erfahren, worin ich Sie enttäuscht habe, obwohl ich immer danach trachte, das zu tun, was Sie für angemessen erachten."

1360 Daraufhin hat er mir geantwortet: „Madre, Sie wissen sehr wohl, dass ich ihnen gesagt habe, dass ich nicht will, dass Don G.B. weiter in der Kongregation der Söhne der Barmherzige Liebe bleibt, denn ich bin überzeugt, dass diese Kongregation eine große Hilfe für die Kirche sein wird. Ich denke, die ersten Ordensmänner müssen Heilige sein und ich bin überzeugt, dass dieser Don G. das nicht sein wird. Ich kenne ihn seit langer Zeit und ich kann Ihnen mein Widerstreben nicht verheimlichen, wenn ich sehe, dass Sie ihm sagen, er solle beruhigt sein, da der Kardinal seine Meinung ja ändern könnte. Das hat er seinem Bischof gesagt, als dieser ihn in die Diözese zurückberufen hat und der Bischof hat es mir erzählt und mich gefragt, wie er sich verhalten solle."

1361 Der Kardinal hat hinzugefügt: „Ich muss Ihnen sagen, Madre, dass ich Ihnen nicht weiter helfen kann, wenn Sie mit meiner Entscheidung nicht einverstanden sind und ich glaube, dass es dem Heiligen Vater sehr missfallen wird, wenn dieser Don G. einer der ersten Söhne der Barmherzige Liebe wird, denn Seine Heiligkeit liebt die Kongregation und schätzt sie sehr, so wie ich, und er kennt diesen Priester sehr gut, da das Heilige Offizium ein wenig ehrenwerte Sache für die Kirche mit ihm austragen musste.

1362 Ich antwortete ihm, er könne beruhigt sein, und versprach ihm, mit der Hilfe des guten Jesus seine Anordnungen getreu auszuführen und er antwortete mir: „Dann werden wir zusammenarbeiten, aber ich will, dass Sie dem Bischof über Don G. schreiben und ihm sagen, dass Sie bei mir waren und ich ihnen mitgeteilt habe, was er mir in seinem Brief bezüglich Don G. geschrieben hat und Sie mir darauf geantwortet haben, dass Sie nichts anderes wollen, als das, was ich Ihnen angeordnet habe und dass Sie mit mir in allem übereinstimmen und so Seine Exzellenz bitten, Don G. sobald als möglich in die Diözese zurückzuberufen."

1363 Am gleichen Abend habe ich dem Bischof über Don G. geschrieben und eine Kopie des Briefes an den Kardinal geschickt. Dieser hatte mir auch aufgetragen, dass ich selbst - nachdem ich dem Bischof geschrieben hätte - Don G. sagen sollte, dass er absolut nicht weiter in der Kongregation bleiben könne. So habe ich es getan, voll Pein, denn der arme Pater wollte sich nicht damit abfinden und weinte; während ich den Schmerz kaum beherrschen konnte, aber ich musste mir selbst Gewalt antun und die erhaltenen Anordnungen einhalten.

1364 Ich bleibe in Collevalenza, um das Problem der Internatsschüler zu lösen, denn das Pfarrhaus fasst sie nicht mehr alle. So habe ich daran gedacht, sie ins Haus in Fratta Todina zu bringen, wenn der Bischof von Todi es für geeignet hält, aber ich werde das nicht durchführen können, denn wenn Pater G. weg sein wird, bleibt nur noch Pater Gino für die Pfarrei und als Assistent der Internatsschüler.

1365 Aus diesem Grund wende ich mich an die Familie Bianchini, um zu sehen, ob sie mir zwei Zimmer in einem Gebäude neben ihrer Wohnung vermieten. Die genannten Herrschaften haben mir diesen Gefallen getan, aber da das noch nicht genug war, habe ich eine Wohnung in der Nähe des Pfarrhauses gemietet.

1366 22. September 1952: wie sehr leide ich, mein Jesus, wenn ich sehe, wie Pater Alfredo sein Studium widerstrebt (…). Mein Jesus, vergib ihm und rechne ihm nicht an, was er zu mir sagt, denn der Arme leidet sehr und er weiß nicht, was er sagt. Jesus, komm und lass ihn deine Hilfe spüren, denn er denkt, dass du ihm nicht helfen willst, dass er Zeit verschwendet und dass es unnütz ist, noch weiter im Seminar zu bleiben. Er spürt dich nicht, mein Jesus, und bemerkt deine Nähe in diesem Kampf nicht und so quält er sich im Gedanken, dass du nicht willst, dass er Priester werde und du ihm deshalb nicht hilfst.

1367 Bestrafe mich, mein Jesus, mit jeder Art von Leiden, für die Beleidigungen, die er dir entgegengebracht hat und mit denen er dir Leid verursacht hat, aber hilf ihm im Studium, damit er sich würdig darauf vorbereite, Priester zu werden. Mein Jesus, erinnere dich daran, dass du diese Seele mit unermüdlicher Liebe gesucht hast, so als ob du keinen anderen gefunden hättest, den du an die Spitze der Söhne der Barmherzige Liebe hättest stellen können und nun ist er niedergeschlagen aufgrund der harten Prüfung des Seminars, vor dem er am meisten Angst hatte und obwohl ich ihm stets wiederholt habe, dass du im helfen wirst, so bemerkt er doch deine Hilfe im Studium nicht und glaubt, dass er deinen göttlichen Willen nicht erfüllen kann.

1368 Mein Jesus, in diesen Momenten leide ich ziemlich, nicht nur wegen Pater Alfredo, sondern auch aufgrund des vom Monsignore angezettelten Widerstands gegen meine geliebte Kongregation der Söhne der Barmherzige Liebe. Er hat sich vorgenommen, Pater G. aus der Kongregation zu verjagen und bedient sich dabei des Einflusses von Kardinal Pizzardo und ich glaube, dass er es geschafft hat; deshalb bitte ich dich, mein Jesus, stehe mir mit deiner Hilfe bei, damit ich mich als echte Mutter für diese drei Söhne erweise, denn ich habe Angst ihnen durch meinen schlechten Charakter, meine mangelnden Geduld, Güte, Klugheit und Nächstenliebe Leid zuzufügen, vor allem Pater Alfredo.

1369 Collevalenza, 25. September 1952: mein Jesus, du siehst sehr wohl das Martyrium, das ich erleide (…), gib mir zahlreiche Bedrängnisse und Leiden, aber entferne dich nicht von mir, denn trotz meines Wunsches, immer deinen göttlichen Willen zu erfüllen, habe ich ihn heute, versunken im Schmerz, nicht so erfüllt, wie du es wolltest.

1370 Ich kann dir heute sagen, dass ich dich trotz meines Schmerzes für die Dinge, die geschehen, nicht verleugnen will: aber ich empfinde eine große Qual, weil ich in diesen Tagen die Süße deiner Liebe nicht spüre und wie du siehst, weiß ich dir nichts zu sagen und wiederhole dir nur: dein göttlicher Wille geschehe in mir, auch wenn er mich sehr leiden lässt, auch wenn ich ihn nicht verstehe und ihn nicht sehe.

(El pan 18, hoy 1341-1370)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013