Jesus stirbt auf dem Kalvarienberg nicht aufgrund des Hasses seiner Feinde, sondern

als Opfer seiner eigenen Liebe

 

Das ist die theologische Realität des Titels Gottes als Barmherzige Liebe: der schreckliche Fall in die Sünde zeigt bis zu welch extremen Grad die Güte Gottes im Erzeigen seiner Zärtlichkeit und seines Mitleids für die Seelen gelangt. Diese Extreme heißen: Kreuz, Evangelium, Eucharistie, Herz.

Um uns in das Leid Jesu zu vertiefen sind notwendig: die Demut des Herzens, in der wir erkennen und bekennen, dass unsere Schuld der Grund jener Qualen ist, das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes, das innige und aufmerksame Gebet und die Reinheit von aller Schuld.

Ein guter Weg, um aus der Betrachtung des Leidens Jesu Früchte zu ernten ist, bei jedem Geheimnis zu betrachten: die Person, die leidet; ihre Macht, ihre Nächstenliebe, ihre Unschuld, ihre Liebe; wen Er liebt und für wen er leidet; die Menge und Schwere der Qualen; wer seine Verfolger sind: Juden, Heiden, Adel und Pöbel, höllische Mächte; die Personen, für die er leidet: Freunde und Feinde in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; die zarten Gefühle und die heroischen Tugenden mit denen er leidet und die er uns als Testament hinterlässt: Demut, Gehorsam, Liebe, Sanftmut, Stärke und Frieden.

Wie oft muss Jesus, nachdem er den ganzen Tag bei uns war, uns geholfen und seine Gnaden ausgeteilt hat, irgendwo anders auf die Suche nach Liebe und Opfer gehen; auf die Suche nach dem, was wir ihm versagt haben, um seinen Durst nach Liebe und seinen Wunsch, in unseren Herzen zu regieren, zu stillen.

Weinen wir über unsere Undankbarkeit, bitten wir unseren guten Vater um Verzeihung. Mit Demut und Vertrauen bitten wir ihn, sich nicht von uns zu entfernen, in unseren Herzen auszuruhen und stillen wir seinen Durst, indem wir uns völlig seiner Liebe hingeben. Lernen wir, uns nicht selbst zu erhöhen, wenn wir geehrt werden und uns im Unglück nicht zu entmutigen, sondern allein in Jesus und im Gebet unsere Hoffnung und unseren Frieden zu suchen.

Der gute Jesus machte sich kraftvollen Geistes auf nach Jerusalem, seinem Leiden entgegen, begleitet von seinen Aposteln. Wie diese wollen auch wir unserem guten Vater auf seinem Weg des Leidens folgen. Vielleicht wird in uns im Anblick dessen, was wir erleiden müssen, wie den Aposteln eine gewisse Angst entstehen, vor allem in jenen, die am Ende dieser heiligen Tage der Einkehr das Ordensleben ergreifen werden und sich durch die drei Gelübde ans Kreuz nageln lassen; oder mehr noch jenen, die in sich viele Dinge finden, die Jesus missfallen und von denen sie sich um jeden Preis befreien müssen.

Aber wenn in uns die Liebe zu unserem Erlöser brennt, dann werden wir alles überwinden und ihm folgen können, in unseren Händen die Fackel der prophetischen Worte, die Jesus selbst uns gibt, wenn er ausdrücklich erklärt, dass all das, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben hatten, sich bald erfüllen wird.

Heute soll uns die berühmte und berührende Prophezeiung von Jesaja leiten: „Aber er hat unsere Krankheit getragen." Jesaja sieht in einer Offenbarung den zukünftigen Retter der Welt, die Hoffnung Israels... doch was für eine Vision! Der Prophet sieht keine königliche, souveräne Figur, bekleidet mit Hoheit, angebetet von Völkern und Nationen, sondern einen Mann der Schmerz, ohne Ansehnlichkeit, ausgestoßen von allen, voll Wunden wie ein Aussätziger und in den Staub gebeugt.

In seinem Inneren zitternd vor Entsetzen fixierte Jesaja diesen Haufen Elend und konnte sich ein solch erschreckendes Geheimnis nicht erklären und sich nicht überzeugen, dass das unser Retter und Erlöser sein sollte. Aber es kam ein zweiter Lichtstrahl, um diese Offenbarung zu bestätigen und der Prophet sah klar die ganze Wahrheit und voll von Furcht und Schmerz verkündet und erklärt er das Enigma der Erlösung.

Ja, Er ist der Erlöser, Mann der Schmerzen, aber nicht aufgrund eigener Schandtaten. Es waren nicht seine Vergehen, die ihm diese Todesschmerzen verursachten, sondern die Liebe zum Menschen hat ihn gedrängt, unsere Krankheit, unsere Leiden und unsere Bosheit auf sich zu nehmen. Für uns tut er Buße, zahlt freiwillig und übt Genugtuung für unsere Sünden und durch sein Leiden und seinen Tod erwirkt er uns die Erlösung und das ewige Heil.

Nach dieser Vision des Propheten vergehen Jahrhunderte und es nähert sich die Erfüllung der Prophezeiung. Endlich kommt der angekündigte Mann und bestätigt, was der Prophet vorausgesagt hatte, indem er erklärt: „Ich gebe mein Leben für meine Schafe; niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin." Und beim letzten Abendmahl sagt er: „Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Dies ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Was Jesus sagt ist genau das, was der Prophet vorhergesehen hatte und alles verwirklichte sich im Opfer unter unsagbaren Schmerzen und Qualen, unsere Sünden in seinem Leib ans Holz des Kreuzes tragend. Jesus ist Versöhnung für unsere Sünden und nicht nur für unsere Sünden, sondern für die Sünden der ganzen Welt.

Jesus stirbt auf dem Kalvarienberg nicht aufgrund des Hasses seiner Feinde, sondern als Opfer seiner eigenen Liebe. Er stirbt nicht weil er muss, sondern weil er will, nicht wegen einiger Menschen, sondern für das gesamte Menschengeschlecht. Sein Leiden und sein Tod sind das Leben für die Welt.

Weigern wir uns nicht, den guten Jesus auf dem Weg des Kreuzes zu begleiten und an seiner bitteren Passion teilzuhaben, indem wir reflektieren, beten, leiden und uns um seiner Liebe willen einsetzen im Dienst der Nächstenliebe. Denken wir daran, dass Jesus für unser Heil gelitten hat. Er hat sein kostbares Blut vergossen, um unsere Sünden zu tilgen und ist gestorben, damit wir das ewige Leben haben.

(El pan 7, 91-113)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013