„... Legen wir uns beide mit Vertrauen in die Arme Jesu..."

 

929 2. August 1944: heute, am 2. August 1944, fühlt sich Pilar nicht gut; wir haben der Arzt gerufen, der gemeint hat, irgendetwas hätte sie nicht vertragen; wir müssen ihr ein Abführmittel verabreichen.

930 4. August 1944: heute, am 4., ist Pilar geheilt; das Erbrechen hat aufgehört.

931 5. August 1944: heute, am 5., war ich zerstreut und der gute Jesus hat mir gesagt, dass ich Sr. Matilde anspornen soll, mit Eifer die heiligen Exerzitien auf ihrem Schmerzenslager zu machen und dass ich den Pater, der die Exerzitien hält, einladen soll, sie zu besuchen und zu ermutigen. Er geht, genauso wie Pilar, jeden Tag zu besagter Schwester, um eine geistliche Lesung zu halten und der Eifer dieser Tochter wächst von Tag zu Tag.

932 Der gute Jesus hat mir versichert, dass diese Tochter den Gläubigen in dieser Pfarrei eine großes Beispiel der Heiligkeit hinterlassen wird und am 11. September wird sich das Versprechen erfüllen, das er mir in diesem Jahr gegeben hat – dem achten nach der Gründung dieses Hauses, in dem so viel geliebt, gelitten, geweint und Gott verherrlicht wurde: das heißt, drei Dienerinnen der Barmherzigen Liebe werden das Glück haben, zu ihm in die Ewigkeit gehen zu dürfen. Ich muss dieses Versprechen nutzen und die Töchter anspornen, damit sich alle während dieser Exerzitien auf die Reise in die Ewigkeit vorbereiten – angefangen bei mir, denn er sagt mir nicht, wer die Auserwählten für diesen Übergang sind; er will sich daran erfreuen, dass wir uns alle auf diese glückliche Begegnung vorbereiten.

 

933 6. August 1944: heute, am 6., haben wir alle die Exerzitien begonnen - außer Sr. Esperanza, die sich um Sr. Matilde kümmert. Der Pater, der sie uns hält, wird für die Mädchen ein eigenes Treffen organisieren und eine Schwester wird sich um die geistliche Lesung kümmern.

934 Jesus allein kann den Eifer ermessen, mit dem wir diese heiligen Exerzitien machen und nur er kann verstehen, welcher Schmerz die Seele von Pilar und meine erfüllt, während wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten, denn die Töchter wissen nichts davon.

935 Ich empfinde eine tödliche Traurigkeit im Gedanken daran, dass ich diese Töchter allein lassen muss und noch dazu unerfahren und ohne, dass sie von allen in der Kongregation geliebt werden. Auf der anderen Seite quält mich der Gedanke, dass der gute Jesus mich nicht die Gründung der Söhne der Barmherzigen Liebe vollenden lässt, weil ich mich von einer dummen Sorge um meine eigene Person leiten habe lassen und weil ich verschiedene Male auf das schreckliche Leid gehört habe, dass ich mir in meiner verrückten Einbildungskraft zusammengesponnen habe und immer nur an mich gedacht habe; so habe ich viel Zeit verloren und schlimmer noch: ich glaube, ich habe Jesus sehr beleidigt, weil ich zu viel an mich selbst gedacht habe.

936 Ich habe diese dummen Gedanken gehabt: wenn der gute Jesus es zugelassen hat, dass sie mir bei der Gründung der Dienerinnen der Barmherzigen Liebe so viel Leid zugefügt haben, wie wird es erst bei den Söhnen der Barmherzigen Liebe sein? Sie werden mich für eine Verrückte halten und ich weiß nicht, was das Heilige Offizium bei dieser Gründung tun wird. Wie sehr ich auch versuche, dieses Leid von mir zu weisen, fröhlich zu sein und dem guten Jesus dafür zu danken, mich zu so Großem berufen zu haben, so gelingt es mir doch nicht mit Freude, sondern nur mit einer Anstrengung voll von Traurigkeit. Deshalb quält mich zurecht die Idee, dass Jesus - dem die Dinge, die erzwungen sind und ohne Freude getan werden, nicht gefallen - mich in diesen Tagen Exerzitien des Schmerzes und der Pein durchleben lassen wird.

937 Auch Pilar ist verstört, weil sie denkt, dass sie es ist, die sterben muss und sie findet keinen Frieden im Gedanken daran, mich allein lassen zu müssen, ohne zu wissen, ob ich wegen der Gründung der Söhne der Barmherzigen Liebe nochmals zum Heiligen Offizium muss. Sie glaubt auch, dass - wenn sie stirbt - das Haus in Rom nicht gebaut werden kann und dann müsse die Kongregation Rom verlassen.

938 Dieser Gedanke quält Pilar unheimlich und sie sagt, sie bittet den Herrn, dass er mich zu sich nimmt und sie am Leben lässt, bis sie das Haus fertig gebaut und all ihr Kapital eingesetzt hat, um Häuser für die beiden Kongregationen zu bauen. Sie sagt mir auch: „Madre, gräme dich nicht und bitte den guten Jesus, dass er dich zu sich nimmt, denn ich werde die Söhne der Barmherzigen Liebe gründen und wenn ich sie gegründet und finanziell abgesichert habe, werde ich den Habit der Dienerinnen der Barmherzigen Liebe nehmen und sie werden ihren Weg weiter im Geist gehen, den du ihnen vom Himmel aus zeigen wirst. Du wirst sehen, dass alles nach dem Willen des guten Jesus geschehen wird, denn ich kenne ja schon alles, was der Herr von dir hinsichtlich der Gründung der Patres verlangt. Alles wird ganz genau umgesetzt werden und du wirst sehen, dass mich das Heilige Offizium nicht so leiden lassen wird wie dich.

939 Was den Eifer, die Einhaltung der Konstitutionen, den Geist der Arbeit, der Abtötung, der Selbstverleugnung und der Treue zu Seinem Willen angeht, so werden M. Esperanza und ich alles nur Mögliche tun - vor allem nachdem ich den heiligen Habit der Dienerinnen der Barmherzigen Liebe genommen haben werde. Deshalb, Madre, bitten sie den guten Jesus, mich auf Erden zu lassen und Sie zu sich zu holen, so wie ich es tue. Werden sie das tun, Madre?

940 „Nein, meine Tochter, nein"; in diesen heiligen Exerzitien bitte ich darum, dass sich der Wille Jesu erfüllt und dass das geschieht, was er will und wie es ihm gefällt, auch wenn es uns schwer fallen wird. Ich bitte ihn, dass er dir nichts von dem, was du in diesem Moment sagst, anrechnet, denn ich sehe, dass du nicht bei Sinnen bist. Dein Reden entspricht nicht dem einer Seele, die bis heute in ihrem Enthusiasmus nur daran gedacht hat, um jeden Preis den Willen Gottes zu tun. Heute aber sehe ich mit großem Bedauern, dass du denkst wie ein verzogenes und unvernünftiges Kind; du bist nicht mehr dieselbe. Was ist los mit dir, meine Tochter?

941 Denk´ nicht mehr an mich und an das Haus, das hier in Rom gebaut werden muss und auch nicht an die Gründung der Söhne der Barmherzigen Liebe; denk´ vielmehr dran, mit Eifer diese heiligen Exerzitien zu machen für unsere Reise in die Ewigkeit; das heißt, meine Tochter, denk´ an unsere Begegnung mit dem guten Jesus. Ich kann dir nicht verbergen, meine Tochter, dass ich in diesem Augenblick großen Schmerz empfinde, wenn ich dich in dieser Verirrung sehe. Ich bemerke, dass du mehr an die Geschöpfe oder an ein Geschöpf denkst, statt zu versuchen, dem guten Jesus zu erlauben, sich am Anblick unserer Großherzigkeit zu erfreuen.

942 Legen wir uns beide mit Vertrauen in die Arme des guten Jesus, denken wir nur an Ihn und nicht an die Geschöpfe und bitten wir ihn um die Gnade, dass sich sein göttlicher Wille an uns erfülle, so wie er es will und wie es ihm gefällt, auch wenn uns das schwerfallen wird.

943 14. August 1944: heute, am 14., haben wir die heiligen Exerzitien beendet, die wir - so glaube ich - alle mit großem Eifer gemacht haben

944 16. August 1944: heute, am 16 August, geht Pilar nach Rom. Diese Tochter ist sehr verstört und besorgt, weil sie an unsere Trennung denkt. Das betrübt mich sehr, denn ich sehe, dass sie sich nicht so auf die Begegnung mit dem guten Jesus vorbereitet, wie sie sollte und ich fürchte, dass Ihm das missfällt.

945 29. August 1944: heute, am 29 August, war ich zerstreut und der gute Jesus hat mir gesagt, dass Pilar den Lohn erhalten wird für all das, was sie für Ihn, seine Ehre und die Dienerinnen der Barmherzigen Liebe erlitten hat, für all das Gute, das ihre große Liebe der heiligen Kirche und den Bedürftigen getan hat, für alles, was sie gelitten hat, für die Kämpfe, um das Geschöpf zu verteidigen, das er erwählt hat, Mutter von zwei großen Familien in der Kirche zu sein.

946 Der gute Jesus hat mir auch gesagt: „Sie will nach dem Frühstück nach Rom fahren, um eine Altardecke abzuholen, die sie für die neue Kirche bestellt hat und die sie mir am 30. September schenken will. Aber da sie nicht weiß, wer von uns beiden sterben wird und niemand weiß, wo sie die Decke bestellt hat, will sie gehen, um sie abzuholen und sie dann M. Esperanza geben, damit sie sie mir an diesem Tag als ihre letzte Aufmerksamkeit überreicht. Pass auf und lass sie nicht aus dem Haus gehen; sag ihr, dass du glaubst, es sei nicht gut, dass du oder sie das Haus verlassen und dass besser M. Antonia gehen soll, denn noch vor Ende des Monats August wird der Herr euch zu sich nehmen und deshalb ist unangebracht, außer Haus zu sein."

947 Man merkt, dass ich mich nicht besonders gut kontrollieren kann und einen starken Eindruck hinterlasse, denn sie ist besorgt und denkt, dass ich schon weiß, wer von uns beiden sterben wird. Wie viele Fragen sie mir auch stellt und wie viele Ermahnungen sie mir gibt, nicht zu leiden, wenn der gute Jesus beschlossen hat, sie zu sich zu nehmen: ich sage ihr nichts. Aber ich fordere sie auf, in die Kapelle zu gehen, um uns dort darauf vorzubereiten, den Willen des guten Jesus zu tun, damit dieser sich an uns erfülle.

948 Um 12.30 Uhr sagt sie, ich sähe nicht gut aus und sie will, dass ich ein bisschen Kaffee zu mir nehme und mich auf mein Zimmer zurückziehe, um etwas auszuruhen. Ich antworte ihr, dass ich ausruhen werde, wenn auch sie es tun wird, aber im Sprechzimmer. Dort haben sie nämlich ein Bett für sie vorbereitet und für mich eine Matratze auf dem Boden; ich wollte dieser Tochter eine letzte Freude machen. Aber ich hielt es nicht auf der Matratze aus, deshalb stand ich auf und setzte mich an ihr Bett.

949 Das hat sie sehr beeindruckt und sie hat mir gesagt, dass sie nun überzeugt ist, mich für immer zu verlassen, ohne die Dinge so zu regeln, dass ich nicht leiden muss. Sie sagte mir, dass sie so bald als möglich die Gelübde ablegen will und ich sie empfangen soll. Ich sagte ihr: schau, meine Tochter, Pater Misani ist hier im Haus; wenn du willst, lasse ich ihn kommen. Sie legte vor Pater Misani und mir die ewigen Gelübde ab.

950 Nach dieser Zeremonie verließ der Pater das Zimmer, ohne jedoch das Haus zu verlassen. Es war ein Uhr und ich sagte zu den Schwestern, in die Kapelle zu gehen und für Pilar zu beten, weil sie im Sterben läge.

951 Als die Uhr des Hauses zehn vor zwei anzeigte, blickte mich diese Tochter fest an, lächelte und hauchte ihr Leben aus; sie hat mich, mit großem Leid, für immer allein gelassen.

952 31 August 1944: heute, am 31. August, wurde der Leichnam dieser Tochter in die Pfarrkirche zur Beerdigung gebracht. Danach haben wir den Leib dieser Tochter zum Friedhof begleitet: die Töchter, die Mädchen und ich. Ihr Leib wurde im Pantheon der spanischen Botschaft beigesetzt.

953 Um vier Uhr nachmittags kamen Leute vom Heiligen Offizium um mir zu berichten, dass am 28. in Todi M. Candida gestorben war. Sie konnten es mir aufgrund des Krieges bisher nicht mitteilen. Jetzt war es möglich, weil Msgr. Ottaviani nach Todi zurückgekehrt war.

954 Im Heiligen Offizium wussten sie nicht einmal, dass Pilar gestorben war; sie wollten eigentlich ihr diese Nachricht bringen, damit sie sie mir schonend beibringen konnte.

955 3. September 1944: Heute, am 3. September, hat der Herr Sr. Matilde zu sich genommen und damit das Versprechen wahrgemacht, dass er drei Töchter zu sich nehmen würde. Eine davon hinterlässt eine Leere von mindestens zehn Schwestern.

956 4. September 1944: heute, am 4. September, um acht Uhr, wurde der Leib dieser Tochter zum Friedhof gebracht. (El pan 18, Tagebuch 929-956)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013