„Gib, mein Jesus, dass in uns allen die lebendige Flamme deiner Liebe brenne und wir uns mit deiner Hilfe angesichts des Schmerzes nicht entmutigen lassen"

 

31. Januar 1942
Am 31, ruft jemand vom Heiligen Offizium an, um sich nach meinem Gesundheitszustand zu erkundigen und sie bestehen darauf, dass ich mich in eine Klinik einweisen lassen, denn der Heilige Vater will es so. Was für ein Leid, gegen einen Vorschlag zu kämpfen, den ich nicht annehmen kann, auch wenn er von meinen Oberen kommt! Wie sollte ich in diesen Momenten nicht besorgt sein. Ich rufe Pilar und diktiere ihr folgenden Brief ans Heilige Offizium:

An den hochverehrten Msgr. O’Flaherty.

Verehrter Monsignore:

ich schreibe Ihnen im Auftrag der Madre, um Ihnen von ihr auszurichten, dass sie sich über den Segen des Heiligen Vaters sehr gefreut hat. Sie sagt, auch wenn der Herr es so fügt, dass sie stirbt, nimmt sie dies gelassen an, denn sie weiß, dass sie ihre Kongregation in den Händen des Heiligen Vaters lässt. Sie dankt auch für die Bemühung, sie in einen Klinik einweisen zu lassen, wo sie mehr Pflege erhalten würde und bittet den guten Jesus, so viel Liebe zu vergelten und bittet Sie aber, sie in dieser armen Zelle sterben oder leiden so lassen, so lange es Gott ihr noch gewährt.

Sie will nicht mehr von einem anderen Arzt untersucht werden, denn bereits zwei haben sie schon untersucht und das ist, wie sie sagt, für eine Ordensfrau schon zu viel. Wenn ihr Leben von einer Operation abhängen würde, würde sie in eine Klinik gehen und sich operieren lassen und unter den Krankenhäusern, die sie hier in Rom kennt, scheint ihr das San Giovanni für eine Ordensfrau am angemessensten, weil es wahrscheinlich das ärmste ist. Aber sie möchte keinesfalls in einen Klinik gehen und da die Ärzte bisher nicht gesagt haben, dass eine Operation von Nöten sei, sondern sie nur vom Konvent wegbringen wollen um vielleicht eine genauere Diagnose zu erstellen, bittet sie ihre Oberen um die Erlaubnis, im Konvent betreut werden zu dürfen ohne andere Aufmerksamkeiten oder Liebenswürdigkeiten als die eines einfachen, aber guten und christlichen Arztes, so wie es unser Arzt ist.

Die Madre erbittet ihr Gebet, damit sie immer den göttlichen Willen erfüllen kann, und damit der Herr sie, wenn Er es will, weiter in dieser Welt lässt - allein um um seiner Liebe willen zu leiden.

Meinerseits sage ich Ihnen, dass das Herz, welches die größte Gefahr darstellt, seit gestern gut auf die Behandlung reagiert und der Arzt festgestellt hat, dass sich der Zustand etwas gebessert hat. Wenn ich nicht darauf bestehe, dass man sie in eine Klinik bringt, dann ist es nicht, um Kosten zu sparen, denn das Geld könnte ich Gott sei Dank aufbringen. Es ist, weil ich die Madre kenne und deshalb beruhigter bin, wenn ich sie in einer armen Zelle sterben sehe und nicht in einer Klinik, wo es ihr an nichts fehlen würde. Deshalb werde ich alles nur Mögliche tun, damit sie zu Hause gesund wird, wenn es der Wille Gottes ist.

Ich möchte I.E. erneut den allerherzlichsten Dank für ihre Aufmerksamkeiten aussprechen.

Ihre ergebene Dienerin.

Maria Pilar de Arratia

Roma 31 gennaio 1942

Ich habe dem guten Jesus gedankt, denn nach diesem Brief hat das Heilige Offizium nicht mehr darauf bestanden, dass ich in eine Klinik gehe. Pilar und die Töchter sind sehr besorgt, weil sie befürchten, dass das Heilige Offizium gereizt ist, weil ich nicht gehorchen will. Ich hingegen bin sehr ruhig und bitte den guten Jesus, dass er uns hilft und erleuchtet, damit wir wegen menschlicher Rücksichten nie das unterlassen, von dem wir wissen, dass es ihm gefällt oder aus Angst vor dem, was jemand sagen könnte, Dinge tun, die man nicht tun darf oder dass wir vom Herrn große Gefälligkeiten wollen, die wir nur mit kleinen Taten vergelten.

Gib, mein Jesus, dass in uns allen die lebendige Flamme deiner Liebe brenne und wir uns mit deiner Hilfe angesichts des Schmerz, des Leidens und des Kreuzes nie entmutigen lassen und uns nicht fürchten vor den Anstrengungen, die nötig sind, um die Seelen für Gott zu gewinnen und auf dem Weg der Heiligkeit voranzuschreiten.

Weil es mir so schlecht geht, hat Pilar zwei Telegramme an den Bischof von Tarazona geschickt. Der gute Jesus hat es zugelassen, dass dieser Bischof mir und Pilar besonders feindlich gesinnt ist – sicherlich, um uns zu lehren, unsere Hoffnung allein auf Gott zu setzen und nicht auf die Geschöpfe.

Gib, mein Jesus, dass ich meine Hoffnung nie in ein menschliches Wesen setzte und so niemanden fürchte oder suche, nicht einmal mich selbst; denn ich will, dass du mein Ein und Alles bist und wenn du mich heilst, dann lass mein Leben ein beständiges Leiden und meinen Tod einen Dialog der Liebe sein.

Was für einen Schmerz empfinde ich in diesem Moment im Gedanken daran, dass ich mich nicht genug darum bemüht habe, dass die Töchter den guten Jesus lieben, liebevoll sind, leiden können und kein anderes Ziel haben als das Reich Gottes, seine Ehre und die stete Erfüllung seines göttlichen Willens um jeden Preis. Ich gebe ihnen Ratschläge und weil ich es nicht mehr ertrage, sie weinen zu sehen, flehe ich sie an, mich einen Moment mit Jesus allein zu lassen, dem ich meine geliebte Kongregation und meine betrübten Töchter anvertrauen will.

Ich leide sehr bei dem Gedanken, dass der gute Jesus mich zu sich nimmt, ohne mich die Kongregation der Söhne der Barmherzigen Liebe gründen zu lassen – sicher wegen meiner Feigheit im Leid, das diese Gründung mir bescheren könnte. Ich habe den guten Jesus um Verzeihung gebeten, und ihm versprochen, mich mit seiner Hilfe schnellstmöglich daran zu machen, allein seinen göttlichen Willen zu erfüllen.

Ich bitte den guten Jesus auch, nicht auf meine Traurigkeit zu sehen und die Tränen nicht zu beachten, die ich trotz aller Anstrengung nicht zurückhalten kann; auch gelingt es mir nicht, mit Freuden zu leiden, so wie mein Herz es eigentlich möchte.

Es schmerzt mich auch sehr, Pilar allein zu lassen, vor allem in der aktuellen Situation, mit der Gefahr, dass der Bischof von Tarazona sie zurück nach Haus schickt. Ich würde sie lieber tot sehen als diese unverdiente Strafe zu erleiden, besonders nach all dem, was diese Tochter für die Kongregation getan hat und noch tut.

Wie sehr leide ich, mein Jesus, beim Gedanken, dass ich trotz aller Bemühungen nicht mit Freude leiden kann! Sei nicht traurig deswegen, mein Jesus, denn ich will viel und mit Freude leiden und wenn du mir hilfst, wirst du sehen, dass es mir gelingt. (El pan 18, Tagebuch 721-734)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013