Die Gebote
Meine Töchter, betrachten wir die Gebote Gottes und die Gebote unserer Mutter Kirche.
Das erste Gebot verlangt, Gott über alles zu lieben. Das heißt, lieber alles zu verlieren, als Gott zu beleidigen. Es gebietet, Gott allein anzubeten, mit unserem ganzen Sein, unserer Seele und unserem Leib. Gegen dieses Gebot richten sich: der Aberglaube, mit dem Gott ein unangemessener Kult geleistet wird oder mit dem man einem Geschöpf den Kult erweist, der Gott gebührt; die Irreligiosität, das heißt der Mangel an Respekt gegenüber Gott oder gegenüber Personen, die ihm geweiht sind. Der Aberglaube beinhaltet verschiedene Formen: den Götzendienst, bei dem man den Geschöpfen den Kult entgegenbringt, der allein Gott gebührt; die Wahrsagerei, das heißt die Kenntnis verborgener oder zukünftiger Dinge durch den Teufel; die Magie, also die Kunst außergewöhnliche Dinge zu tun mit Hilfe des Teufels, der offen oder implizit angerufen wird; den Fluch, bei dem man Böses wirkt, indem man sich des Teufels bedient; den Spiritismus, der die Teufel anruft, sie zu okkulten Dingen oder zum anderen Leben befragt und von ihnen Antwort erhält. Diese Antwort erscheint durch Simulation der Stimme von der Person zu kommen, von der man verborgene, geheime, gottlose oder häretische Dinge wissen will. Mit dem Spiritismus verstößt man vor allem gegen das Dogma der Ewigkeit der Hölle und ihrer Strafen. Wer spiritistischen Sitzungen vorsteht oder an ihnen teilnimmt begeht eine Todsünde. Zum Aberglauben gehört auch der animalische Magnetismus, der behauptet körperliche Krankheiten zu heilen und durch Körperflüssigkeiten außergewöhnliche Phänomene hervorzurufen - all das ist unerlaubt. Zuletzt der Hypnotismus, das heißt die animalische magnetische Kraft, die durch den Blick ausgeübt wird; auch das ist in der Kirche verboten. Die unterschiedlichen Formen der Irreligiosität sind: Gott versuchen, das heißt durch einen Ausspruch oder ein Faktum zu untersuchen, ob Gott allmächtig oder weise ist oder irgendeine andere Vollkommenheit besitzt; das Sakrileg, also die Verletzung und der unwürdigen Gebrauch einer heiligen Sache; die Simonie, das heißt der feste Wille, etwas Geistliches oder etwas mit dem Geistlichen verbundenes durch zeitlichen Handel zu kaufen oder zu verkaufen.
Das zweite Gebot verpflichtet dazu, den Namen Gottes auf zweierlei Weisen zu ehren: zum einen, indem man den Name Gottes benutzt, um Ihn zu loben und Ihn mit Ehrfurcht anzurufen – das Gegenteil davon ist das Fluchen, bei dem man schlecht von Gott, der heiligsten Jungfrau, den Heiligen oder von gottgeweihten Personen spricht. Zum anderen wird er geehrt, wenn man ihn benutzt, um die Wahrheit zu bezeugen und das geschieht beim Eid, der entweder ein assertorischer Eid sein kann, wenn es sich um eine gegenwärtige Sache handelt, ein promissorischer Eid, wenn etwas Zukünftiges versprochen wird oder eine kommissorische Aussage, wenn man etwas für die Zukunft androht. Der Eid muss wahr, gerecht und notwendig sein, um ein guter Eid zu sein. Das entgegengesetzte Laster ist der Meineid, also ein Eid, dem eine der oben genannten Eigenschaften fehlt, vor allem die Wahrheit.
Das dritte Gebot verlangt, die Feiertage zu heiligen und beinhaltet auch das Gebot, am Messopfer teilzunehmen, keine niedrigen Arbeiten zu verrichten und vor allem - das ist der positivste Punkt – heilige Werke zu vollbringen. So wie die ersten drei Gebote zu jenem übergeordneten Gebot gehören, Gott zu lieben, so gehören die anderen sieben zum Gebot der Nächstenliebe. Das Gebot der Nächstenliebe identifiziert sich nicht mit dem Gebot der Gottesliebe, denn Gott müssen wir um seiner selbst willen lieben, den Nächsten aber in Gott und für Gott. Aber sie sind sich ähnlich, das eine kann nicht ohne das andere gedacht werden und beide beziehen sich auf Gott - das eine direkt und das andere indirekt. Dieses Gebot ist sehr gerecht, denn wir müssen auf Erden jene lieben, mit denen wir im Himmel vereint sein werden. Es ist auch sehr nützlich, denn wenn Gott mir gebietet, die anderen zu lieben, so gebietet er das Gleiche auch einem jeden von ihnen und wenn wir alle gehorchen, so kann ich sicher sein, dass alle mich lieben und somit in Frieden leben. Die Nächstenliebe hat die geordnete Liebe zu sich selbst als Maß.
Das vierte Gebot – du sollst Vater und Mutter ehren – ist das erste in der Reihe der Gebote, die die Nächstenliebe betreffen. Es verpflichtet uns, unseren Eltern zu gehorchen, ihnen in Armut und Krankheit beizustehen und sie mit respektvoller Ehrerbietung zu behandeln. Es verpflichtet die Eltern, die Kinder großzuziehen und sie für Gott, zu ihrem Wohl und zum Wohl der Gesellschaft zu erziehen. Es verpflichtet sie, Sorge dafür zu tragen, dass sie körperlich und moralisch gesund aufzuwachsen. Es beinhaltet also für jeden - je nach Stand - Pflichten gegenüber den anderen.
Das fünfte Gebot verbietet den Mord und den Selbstmord. Es verpflichtet also dazu, nicht zu töten und sich selbst nicht zu töten, andere in einem Kampf oder Duell nicht zu verletzen, zu schlagen oder zu misshandeln. Man darf die anderen nicht schlagen oder misshandeln, aber auch sich selbst nicht oder Handlungen durchführen, die andere zur Sünde führen und damit direkt oder indirekt ein Ärgernis sind. Man darf den anderen nicht verspotten durch ironische, satirische oder lächerlich machende Rede. Ebenso verbietet dieses Gebot darüber zu sprechen, dem anderen oder sich selbst Böses zu wünschen.
Das sechste Gebot verbietet unehrenhafte Worte, Handlungen und Gedanken und alles, was Unreinheit provozieren kann: Blicke, Lektüre, Kleidung, schamloses Reden, unreine Worte, Küsse und Umarmungen. Meine Töchter, die Unreinheit profaniert den Leib, befleckt die Ehre und Wertschätzung, lässt Güter verschwenden, schwächt den Körper, verkürzt das Leben und führt die Seele zur ewigen Verdammnis.
Das siebte Gebot verbietet Dinge von anderen zu nehmen, zu behalten oder zu begehren ohne Zustimmung des Eigentümers. Dies gilt sowohl, wenn es verborgen geschieht, wie beim Diebstahl als auch wenn der Eigentümer gegenwärtig ist, wie beim Raubüberfall. Es gebietet, die Güter der anderen nicht zu behalten, den rechten Preis zu zahlen, etwas Geliehenes zurückzugeben oder zurückzubringen, was unehrlich erworben wurde, einen verursachten Schaden wiedergutzumachen und dem anderen nicht zu schaden, was normalerweise aus Rache oder Boshaftigkeit geschieht.
Das achte Gebot verpflichtet uns dazu, den Nächsten nicht vermessen zu verurteilen, ihn nicht durch üble Nachrede zu diffamieren, seine Geheimnisse nicht zu offenbaren, nicht über seine Fehler zu sprechen und derartige Reden auch nicht anzuhören, nicht durch Heuchelei oder Schmeichelei zu lügen.
Das neunte Gebot verbietet unreine Wünsche oder sinnliche Gelüste.
Das zehnte Gebot verbietet es, die Güter der anderen zu begehren und richtet sich gegen die Habsucht.
Indem er uns diese Gebote gegeben hat, hat Gott seine absolute Herrschaft über die Gedanken, die Werke, die Seelen und die Körper gezeigt.
Die Gebote der Kirche
Die Gebote unserer Mutter Kirche verpflichten uns sowohl weil sie im Gesetz Gottes und der evangelischen Lehre beinhaltet sind (auch wenn sie von der Kirche in klarerer und gebietender Weise ausgedrückt werden), als auch, weil wir der Kirche gehorchen müssen, die von Christus eingesetzt wurde, um uns zum Heil zu führen.
Die Gebote können von der Kirche selbst geändert werden, im Gegensatz zu den göttlichen Geboten, die unabänderlich sind. Obwohl es fünf sind, ist ihre Zahl nicht festgelegt, denn die Kirche kann sie verringern oder vermehren, wie sie es zum Beispiel im Hinblick auf die Ehe oder das Verbot der Lektüre schädlicher Bücher getan hat.
Das erste Gebot der Kirche verlangt, an allen Sonntagen und gebotenen Feiertagen an der gesamten Hl. Messe teilzunehmen; es ist im dritten Gebot eingeschlossen: du sollst die Feste heiligen.
Das zweite Gebot ist, mindestens einmal im Jahr zu beichten, oder auch öfter, wenn Todesgefahr besteht oder wenn man die Eucharistie empfangen will.
Das dritte gebietet, wenigstens an Ostern die Hl. Kommunion zu empfangen.
Das vierte ordnet an, nach den Vorschriften der Kirche zu fasten.
Das fünfte schreibt vor, der Kirche den Zehnten zu zahlen. Sie hat nämlich das Recht von ihren Kindern den notwendigen Beitrag für ihren Unterhalt zu empfangen. (El pan 8, 421-436)
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ultimo aggiornamento
05 settembre, 2013