Die Glaubensartikel

 

Betrachten wir heute die Glaubensartikel und bemühen wir uns, sie gut in uns aufzunehmen, um sie an die Kinder weitergeben zu können. Denken wir daran, dass die erste Wissenschaft, die unsere Kleinen lernen müssen, die christliche Lehre ist.

Die christliche Lehre ist in vier Hauptbestandteile unterteilt: was wir glauben sollen, was wir tun sollen, was wir erbitten sollen und was wir empfangen sollen, das heißt: das Glaubensbekenntnis, die Gebote, das Gebet und die Sakramente.

Wir stellen fest, dass das Glaubensbekenntnis und die Glaubensartikel das gleiche sind, nur auf unterschiedliche Weise ausgedrückt. Die vierzehn Glaubensartikel sind eine klarer, expliziter und geordneter Ausdruck des Glaubensbekenntnisses, das von den Aposteln als Formel des katholischen Glaubens verfasst wurde, an die wir glauben müssen, um uns zu retten.

Betrachten wir die sieben Glaubensartikel, die die Gottheit betreffen.

Der erste wird vom ersten Satz des Glaubensbekenntnisses ausgedrückt: ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen; es bedeutet an einen einzigen, allmächtigen Gott zu glauben.

Der zweite – zu glauben, dass Gott Vater ist – wird im Glaubensbekenntnis mit dem Wort Vater ausgedrückt.

Der dritte ist, zu glauben, dass er Sohn ist. Darauf verweisen die Worte: ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn. Diese Worte besagen, dass Jesus Christus unser Herr und Gott ist, dass er der eingeborenen Sohn des Vaters ist und somit dass Gott Vater und Sohn ist.

Der vierte ist, zu glauben, dass er Heiliger Geist ist, ausgedrückt in den Worten: ich glaube an den Heiligen Geist.

Der fünfte ist, zu glauben, dass er Schöpfer ist. Das steht in den Worten des Glaubensbekenntnisses: Schöpfer des Himmels und der Erde.

Der sechste ist, zu glauben, dass er der Retter ist. Das beinhalten die Worte, die vom Geheimnis der Menschwerdung, vom Leiden und Tod unseres Herrn Jesus Christus und von der Vergebung der Sünden sprechen. Denn das göttliche Wort ist Fleisch geworden und hat gelitten, um uns von der Sünde und vom Teufel zu befreien.

Der siebte ist, zu glauben, dass Gott uns belohnen wird. Das wird in den Worten ausgedrückt, die sich auf Jesus Christus beziehen, von dem gesagt wird, dass er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.

Die Lebenden, das heißt jene, deren Sünden vergeben sind und die so im Leben der Gnade leben und in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen sind. Ihnen gehört das Leben der Herrlichkeit und der niemals endenden Freude, das der Gnade und der Tugend entspricht. Die Toten sind jene, deren Sünden nicht vergeben sind und die von der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen sind. Ihnen gehört das ewige Leben in unendlichem Schmerz, das der Todsünde und den zahlreichen Gott zugefügten Beleidigungen entspricht.

Betrachten wir nun die sieben Glaubensartikel, die sich auf die heilige Menschheit Christi beziehen.

Der erste ist, zu glauben, dass Jesus Christus, was seine Menschheit betrifft, durch das Wirken und die Gnade des Heiligen Geistes empfangen wurde.

Der zweite ist, zu glauben, dass er durch die Jungfrau Maria geboren wurde, die vor, in und nach der Geburt Jungfrau blieb. Das wird in den Worten des Glaubensbekenntnisses ausgedrückt: geboren von der Jungfrau Maria.

Der dritte ist, dass er gelitten hat und gestorben ist, um uns Sünder zu retten. Im Glaubensbekenntnis wird es so ausgedrückt: gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben.

Der vierte ist, zu glauben, dass er in das Reich der Toten hinabgestiegen ist und die Seelen der heiligen Väter befreit hat, die dort auf seine Ankunft gewartet haben. Im Glaubensbekenntnis: hinabgestiegen in das Reich der Toten.

Der fünfte ist, dass er am dritten Tage von den Toten auferstanden ist, wie es auch im Glaubensbekenntnis heißt.

Der sechste ist, zu glauben, dass er in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters sitzt, wie auch die Worte des Glaubensbekenntnisses sagen.

Der siebte ist, zu glauben, dass er wiederkommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten. Die einen, um ihnen die Herrlichkeit zu geben, weil sie seine Gebote treu befolgt haben. Die anderen zur ewigen Qual, weil sie seine Gebote nicht befolgt haben. All das wird im Glaubensbekenntnis mit den folgenden Worten gesagt: von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden und das ewige Leben.

Meine Töchter, im Glaubensbekenntnis sind die beiden großen Geheimnisse unseres Glaubens enthalten: die allerheiligste Dreifaltigkeit und die Menschwerdung.

Das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit befindet sich im zweiten, dritten und vierten Artikel, die die Gottheit betreffen und in denen man sich zu Gott bekennt, der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, nachdem man im ersten Artikel ausgesagt hat, dass Gott eins und allmächtig ist, das heißt unendlich in all seinen Vollkommenheiten. Im ersten und im zweiten Glaubensartikel, die die Menschheit Christi, seine Menschwerdung und seine Geburt betreffen, finden wir das Geheimnis der Inkarnation des ewigen Wortes, des eingeborenen Sohnes des Vaters aus dem reinsten Schoß der Jungfrau Maria, nicht durch das Wirken eines Menschen, sondern wunderbar durch das Wirken und die Gnade des Heiligen Geistes, nachdem es vom Engel Gabriel angekündigt worden war.

Die göttliche Barmherzigkeit beschloss die Menschwerdung seines göttlichen Sohnes, da sie sah, dass der Mensch aufgrund der Versuchung durch den Teufel gesündigt hatte. Der Teufel wollte sich aus Neid an Gott rächen durch den Menschen, sein Geschöpf und sein Ebenbild. So wollte Gott die Situation des Menschen als seine eigene annehmen und sie heilen. Die Nachkommen Adams fanden sich in nicht durch eigenen Willen, sondern durch Vererbung im Unheil der Sünde wieder. Deshalb wollte der Herr nicht, dass durch die Schuld des einen alle verloren gingen oder dass das Ziel des Universums, das dem sündigen Menschen anvertraut war, verloren ginge.

Im Dekret der Menschwerdung leuchtet die Gerechtigkeit auf, meine Töchter, denn nur Gott, der unendlich ist und auf unendliche Weise durch die Sünde beleidigt wurde, konnte durch seine Inkarnation sich selbst mit strenger Gerechtigkeit Genüge leisten. Ebenso leuchtet die Weisheit auf, denn nur die unendliche Weisheit konnte so weit voneinander entfernten Realitäten vereinen: Gott, der nicht unterworfen ist und das Geschöpf, das unterworfen ist. Des weiteren leuchtet die Allmacht auf, da nur die unendliche Macht Gottes den Schöpfer mit dem unendlich weit entfernten Geschöpf vereinen konnte.

Man sieht die Güte, der es eigen ist, sich zu verschenken und mitzuteilen, da Gott sich nicht auf vollkommenere Weise mitteilen konnte, als sich selbst zu schenken. Man erkennt die Liebe, deren Eigenschaft die Vereinigung ist, da keine größere Vereinigung und somit keine größere Liebe möglich war als jene, die Gott wirkte, in dem er in einer Person die göttliche und die menschliche Natur vereinte.

Meine Töchter, die Menschwerdung ist ein Werk der unendlichen Liebe Gottes. In ihr schenkt er uns den Sohn, das Wertvollste, das er besitzt und der Sohn schenkt sich selbst, das Größte, das er geben kann. Er schenkt sich dem unwürdigen und niedrigen Geschöpf, nicht zum eigenen Vorteil, sondern zum Vorteil des Geschöpfes selbst, um es von der Sklaverei der Sünde, des Teufels und der Hölle zu befreien.

Das ewige Wort ist Fleisch geworden zum Heil des Menschen, damit er sein Ziel erreiche, welches ist, Gott zu kennen, zu lieben, ihm zu dienen und ihn anzubeten. Denn der Mensch ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen.

Gott gab dem Menschen eine Leib, der aus der Erde des Ackerbodens geformt ist, damit er nicht hochmütig werde und er gab ihm eine edle Seele, in die er selbst den Lebensatem blies, damit der Mensch nicht in Traurigkeit und Niedergeschlagenheit versinke. Die Aufgabe des Menschen ist somit gleich der des Engels: Gott loben und verherrlichen. Gott gab dem Menschen durch die Schöpfung sein ganzes Sein, durch das der Mensch völlig von Gott abhängig ist.

Die Mittel, die dem Menschen dienen, sein Ziel zu erreichen, sind die Geschöpfe. Das folgt aus den folgenden Sätzen: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" und „Alles hat er ihm zu Füßen gelegt." Gott hat uns also die Dinge des Universums zur Verfügung gestellt: die Kräfte, die Sinne, die Seele, den Leib, die Natur. Das sind Mittel, mit denen der Mensch seinem Ziel entgegen gehen soll. Er erreicht sein Ziel durch die Geschöpfe, indem er sie gut gebraucht.

Meine Töchter, Gott ist unser erster Ursprung und unser letztes Ziel. Er ist der erste Ursprung von uns und allen Geschöpfen, weil er uns für sich geschaffen hat, damit wir ihn erkennen, ihn lieben und ihm dienen und selbst unsterblich werden wie Er. Die Unsterblichkeit betrifft jetzt die Seele, nach der Auferstehung wird sie sich auch im Leib vollziehen.

Unser letztes Ziel ist unendlich und unsere Neigungen verweisen schon darauf: die Neigung unserer Intelligenz zur Wahrheit, die Neigung unseres Willens zum Guten und die Neigung unseres Herzens zu einem Glück ohne Ende. Es ist auch unendlich aufgrund der Ursachen und der Art und Weise, wie Gott uns geschaffen hat. Er hat uns aus Güte und nach seinem Ebenbild geschaffen. Durch das Prinzip, dass jeder liebt, was ihm ähnlich ist, konnte Gott uns nicht auf eine Art und Weise erschaffen, in der wir nach Lust und Laune leben, sondern um ihn zu erkenne, zu lieben, ihm zu dienen, ihn zu loben und anzubeten und um so unsere Seele zu retten. Er erhob uns, die wir ursprünglich Sklaven sind, zu Herrschern und machte uns sich selbst ähnlich. (M. Esperanza de Jesús, eam)

Meine Töchter, unser letztes Ziel zu verfehlen ist das größte Unheil, denn es bedeutet, unsere Seele zu verlieren, das heißt, die Gnade, das ruhige Gewissen und die Seligkeit. Es zu erreichen hingegen, heißt alles zu gewinnen.

Alle Dinge wurden geschaffen, um dem Menschen zu helfen, sein letztes Ziel zu erreichen. Einige davon sind nötig, um das Leben zu erhalten, andere, um uns daran zu freuen. Gott hat sie zum Nutzen des Menschen geschaffen aus zweierlei Grund. Einerseits, damit der Mensch durch sie die Vollkommenheiten Gottes besser erkenne und ihn so von ganzem Herzen liebe. Andererseits, damit wir sie als Mittel benutzen, die uns zu unserem letzten Ziel führen und damit wir ein jedes so benutzen, wie es seine Natur erfordert und im Verhältnis zu den geistigen Fähigkeiten unserer Seele und den sinnlichen Fähigkeiten unseres Leibes.

Meine Töchter, es ist wunderbar zu sehen, wie alle Dinge ihr Ziel erreichen und es ist sehr schmerzlich zu sehen, wie allein der Mensch sie von ihrem Weg ablenken kann, wenn er sie schlecht benutzt.

Wir dürfen die Geschöpfe nur insoweit benutzen, als sie uns auf unser Ziel hinführen, wir müssen uns von ihnen entfernen, insoweit sie uns von diesem Ziel entfernen und wir sollen ihnen gegenüber gleichgültig sein, in dem Maß, in dem sie es im Bezug auf unseren Schöpfer sind.

Wir sollen nur das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen - das ist das Ziel eines jeden Menschen und vor allem der Dienerinnen der Barmherzigen Liebe. Alle anderen Dinge, die nötig sind für das zeitliche Leben, wird uns die Vorsehung unseres guten Vaters schenken. Wir müssen die Sünde hassen, denn sie ist unserem letzten Ziel entgegengesetzt.

(El pan 8, 282-317)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013