„... der gute Jesus hat mir gesagt, dass ich die Traurigkeit von mir verbannen und mich ganz dem Dienst an den Bedürftigen widmen soll..."

 

957 10. September 1944: heute, am 10. September, war ich zerstreut und der gute Jesus hat mir gesagt, dass ich die Traurigkeit und die Qual verbannen soll, die von mir Besitz ergriffen haben, weil er Pilar zu sich geholt hat. Er will, dass ich mich ganz dem Dienst an den Bedürftigen widme, die am Ende dieses grausamen Krieges sehr zahlreich sein werden. Ich soll nicht mehr daran denken, Hemden zu nähen - denn Er selbst wird dafür sorgen, dass es uns nie am Nötigen fehlen wird, um all denen zu essen zu geben, die zu dieser elenden Hütte kommen werden. Dort werde ich mich mit viel Opfer und Ängsten und menschlich gesehen alleine darum kümmern müssen, all diesen Bedürftigen zu essen zu geben, „die sicherlich viel mehr sein werden, als du dir das vorstellen kannst". Aber er hat mir versprochen, dass mir von diesem Augenblick an nie etwas fehlen wird.

958 Ich werde allen helfen müssen, sowohl den Angehörigen der Pfarrei, als auch allen anderen. Und ich muss alle Töchter für den Dienst an den Armen einsetzen, denn er will, dass man sieht, dass wir diese Arbeit nicht mit dem Geld von Pilar durchführen, sondern mit der Hilfe der Vorsehung und der Arbeit seiner Dienerinnen. Ich muss den Töchter auch sagen, dass wir die Näharbeiten für zukünftige Zeiten verschieben müssen. Auch das wird zu seiner Ehre und zu meinem Leidwesen sein. Aber er hat mir viele Male wiederholt, dass ich die Traurigkeit vertreiben soll, die meine Kräfte lähmt - und meine Kräfte werde ich in diesem Moment brauchen, um mehr als tausend Personen zu helfen, ohne über irgendetwas zu verfügen.

959 Ich habe darauf geantwortet: Mein Jesus, du ordnest immer alles gut. Aber erlaube mir, dir zu sagen, dass du die Opfer und Schwierigkeiten, die nötig sein werden, um deine Anordnungen und Wünsche zu erfüllen, nicht exakt bemisst. Du, Herr, bist stark und mächtig und du gibst den Seelen, die sich aus Liebe mit dir vereinen, das Nötige, um dir zu dienen, dich zu lieben und vom Schmerz verzehrt zu sterben.

960 Vergib, mein Jesus, diesen Gefühlsausbruch meines betrübten Herzens. Vergiss mein Gejammere, mein Jesus, und verlange von mir, was du willst – koste es, was es wolle. Wenn du mir Pilar länger gelassen hättest, mein Jesus, hätten wir diese Arbeit, die du jetzt von mir verlangst, mit ihrer persönlichen und materiellen Unterstützung wesentlich besser durchführen können. Aber jetzt, allein und ohne das Nötigste, ohne Teller, Besteck, Töpfe und in dieser Spielzeugküche – ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde. Die Töchter sind noch jung und sie ängstigen sich leicht."

961 Er hat mir geantwortet: „An deiner Seite wird die Angst schnell vergehen und ich verspreche dir, dass bei dieser harten Arbeit in den Töchter der Glauben und die Liebe zu mir wachsen werden. Sie werden glücklich und zufrieden sein, so wie es meine Apostel waren, als sie der großen Menge, die uns folgte, zu essen gaben, ohne sich im geringsten um die Nahrungsmittel zu sorgen."

962 "Also gut, mein Jesus, du wirst sehen, was ich mit deiner Hilfe tun kann. Gib mir das Nötige, um den Hunger derer zu stillen, die hierher kommen. Und ich werde - auch ohne Behälter und in einer Küche, die nicht dafür geeignet ist, für so viele Leute zu kochen - den größten Topf, den ich habe, aufs Feuer stellen. Dann werde ich eine Tonne nehmen, die die Truppen bei ihrem Durchzug hiergelassen haben, den Deckel entfernen und den Inhalt des Topfes immer wieder dort hinein schütten. Aber du, Herr, wirst dich darum kümmern, das Essen für diese armen Leute, für die Töchter und die Kinder zu vermehren, denn in dieser Spielzeugküche kann ich kein anderes Mittagessen für sie zubereiten.

963 Mein Jesus, gib dem Essen jeden Tag einen guten Geschmack, denn sonst werden sie es trotz Hunger nicht essen, denn es wird nur nach Rauch und altem Topf schmecken. Ich habe kein Besteck, aber ich werde welches aus Aluminium kaufen – das ist billiger. Ich habe keine Teller, aber ich werde die Milchpulverdosen aufschneiden und sie dann als Teller verwenden. Du wirst sehen, was für einen Speisesaal und was für eine Küche ich machen werde! Einverstanden, mein Jesus? Mit deiner Hilfe werde ich mich um die Arbeit und die Organisation kümmern und schick´ du nur viele Bedürftige zum Essen in dieses dein Haus."

964 Jesus allein weiß um den schmerzlichen Widerstand, den diese Tafel mir eingebracht hat, denn die Ordensschwestern, denen das Haus gehört, weigern sich beharrlich, die Armen hier zum Essen hereinkommen zu lassen oder ihnen das Essen für zuhause mitzugeben, denn sie sagen, dass sie ihren Rasen kaputtmachen. Welch eine Qual, mein Jesus! Herr, lass nicht zu, dass irgendjemand meinen inneren Kampf bemerkt.

965 Ich habe diesen Ordensschwestern schon gesagt, dass wir diese Tafel eröffnen, um zu vermeiden, dass viele Seelen verlorengehen. Denn die Kommunisten bereiten laut Aussage des guten Jesus schon ihre Tafeln vor, um den Armen Essen zu geben - mit dem Zweck, sich ihre Sympathien zu erschleichen und sie von der Religion zu entfernen. Aber es hat absolut nichts gebracht, den Schwestern den Sinn der Tafel zu erklären, die wir eröffnen wollen. Die Oberin hat mir geantwortet: „Geh, und koch auf deinem Grundstück, denn du hast nicht mal ein Haus, in dem du wohnen kannst. Diese Antwort hat meine Eigenliebe verletzt, vor allem der Ton, in dem sie vorgetragen wurde. Aber ich habe nichts geantwortet.

966 Nachdem diese beiden Schwestern wieder gegangen waren, habe ich mich in mein Zimmer zurückgezogen, um meiner Qual weinend Luft zu machen. Der gute Jesus hat mir gesagt, ich solle aufhören zu weinen, denn mit dem monatlichen Betrag, den wir bezahlen, haben wir das Recht, in unserem Haus alle Armen aufzunehmen, die kommen und Essen abholen. Wenn wir wollen, dass sie im Haus essen, so können wir das tun und wir können sie auch hier schlafen lassen. Ich soll also nicht verzagen und keine Zeit damit verlieren, mit ihnen zu streiten.

967 28. Oktober 1944: heute, am 28. Oktober ‘44, sind um zehn Uhr morgens die Damen des heiligen Vinzenz von Paul in Begleitung ihres Pfarrers gekommen, um ihre monatliche Konferenz abzuhalten. Etwas ungehalten über die Art und Weise, wie sie ihre Nächstenliebe ausüben, habe ich ihnen von der kritischen Situation in Italien berichtet und habe ihnen die Notwendigkeit dargelegt, für die Armen zu arbeiten und sich für sie einzusetzen. Nachdem sie mich angehört hatten, sagte eine von ihnen, dass sie das schon täten. Ich antwortete, dass mich nicht interessiert, ob sie es schon täten oder nicht, denn das wird der Herr beurteilen. Aber wir müssen uns für die Armen einsetzen und für sie arbeiten und das tun wir nicht und der gute Jesus misst mit dem gleichen Maß, mit dem wir messen. Nach Ende der Konferenz sind der Pfarrer und die Damen des heiligen Vinzenz wieder gegangen.

968 29. Oktober 1944: heute morgen um zehn Uhr sind zwei Damen des heiligen Vinzenz von Paul gekommen, um sich für die Diskussion am Vortag zu entschuldigen. Ich war zum Pfarrer gegangen, um ihm zu sagen, dass er mir keine Damen des heiligen Vinzenz mehr schicken soll, damit ich zu ihnen rede, solange sie sich selbst nicht für die Armen einsetzen. Ich habe nämlich erfahren, dass einige von ihnen in römische Pfarreien gegangen sind, um dort Almosen für die Tafel von St. Barnabas zu erbitten, die die Hilfe der anderen Pfarreien eigentlich gar nicht braucht - sie selbst sollen sich für die Armen einsetzen.

969 Der Pfarrer hat mir gestanden, dass es ihm schwer falle, ihnen diese Dinge zu sagen. Ich habe ihm geantwortet, dass er sich deswegen nicht sorgen soll, denn ich selbst werde es ihnen sagen und ich werde ihnen auch sagen, dass sie nicht mehr kommen und meine Zeit verschwenden sollen. Den beiden Damen, die heute Vormittag gekommen sind, um mich zu besuchen, habe ich genau diese Dinge gesagt.

970 1. November 1944: heute, am. 1 November, um 11 Uhr, haben wir die Tafel eröffnet, um den Armen zu essen zu geben, die hierher kommen werden oder die das Essen nach Hause mitnehmen wollen. Die Mahlzeit besteht immer aus einem großen Teller Nudeln oder Suppe; man kann sagen, dass es eigentlich zwei Teller sind, denn in die Dosen passt so viel wie in zwei Teller. Dazu ein 200gr - Brötchen mit Fleisch, Salami oder Mortadella – außer am Freitag, da gibt es Pfannkuchen. Für alles zusammen zahlen sie 20 Lire und wer nicht zahlen kann, der zahlt nichts.

971 24. Dezember 1944: heute, am 24. Dezember, hat mir der gute Jesus die Gnade gewährt, dass viele Menschen hierher in dieses Haus zum Essen kamen. Wir haben für sie umsonst ein gutes Abendessen, Torrone und eine gute Tasse Kaffee vorbereitet. Viele gingen in die Kirche, beichteten und empfingen Jesus im Sakrament.

972 25. Dezember 1944: heute, am 25., war meine Freude sehr groß, denn 127 Männer kamen, damit ich sie in die Pfarrei zur Hl. Messe begleite. Das habe ich mit anderen Schwestern zusammen getan, denn in unserer Kapelle war es nicht möglich, da sie zu klein ist.

973 Ich hoffte schon seit einigen Tagen, dass ich den Armen umsonst ein gutes Mittagessen zubereiten könne. So habe ich dem Pfarrer gesagt, dass er die Pfarrangehörigen informieren soll, dass alle armen Familien bei uns umsonst essen können oder auch das Essen mitnehmen können, damit in jedem Haus Weihnachten gefeiert werden kann.

974 Der gute Jesus hat mich erhört und er war auch sehr großzügig. Wir haben jedem einen großen Teller Nudeln mit Käse, eine 200gr – Brötchen mit einem großen Stück Fleisch und ein großes Stück Torrone gegeben.

975 Die Emotion, die ich empfand, als ich sah, wie reichlich der gute Jesus in seiner Vorsehung dieses Mahl ausgestattet hat bleibt wohl mehr und besser im Herzen eingeschrieben, als mit der Feder auf dem Papier. Nachdem mehr als tausend Personen gegessen hatten, blieb noch etwas für die nächsten zwei oder drei Tage übrig und an alle zehn Häuser in Spanien habe ich noch Torrone für meine Töchter und die Kinder schicken können. Ich denke, es waren 128 Kilo. Die Töchter und die Kinder in diesem Haus haben noch den ganzen Januar und Februar davon gegessen.

976 Bei der Verteilung dieses Weihnachtsessens haben die Großzügigkeit Jesu und der Enthusiasmus unseres Pfarrers - Pater Misani - und der anderen Priester unserer Pfarrei, viele Damen des heiligen Vinzenz angespornt. Sie kamen, um uns beim Verteilen zu helfen. Diesmal musste man Jesus nicht sagen, dass der Wein fehlte, wie bei der Hochzeit zu Kana – denn es fehlte an allem. Die Eingeladenen waren viele und die Vorräte wenig, aber Jesus, der immer großzügig und väterlich ist, hat dafür gesorgt, dass alle mit vollen Tellern nach Hause gingen.

(El pan 18, hoy 957-976)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013