Was wir glauben müssen:

  1 – Die Glaubensartikel

  2 – Das Dekret der Menschwerdung

  3 – Das Dogma Gottes

  4 – Die letzten Dinge im Glaubensbekenntnis

  5 – Die übernatürliche Ordnung

  6 – Gott, Zentrum der übernatürlichen Ordnung

  7 – Gott, Zentrum der übernatürlichen Ordnung und Lohn für unsere Treue

  8 – Der eucharistische Jesus als Mittel, um das übernatürliche Leben zu erlangen

  9 – Das Wunder

10 – Das Geheimnis

2 - Der Beschluss der Menschwerdung

Der Beschluss der Menschwerdung, d.h. die Entscheidung Gottes, aus einer Frau - der heiligsten Jungfrau - geboren zu werden, war bewusst so entschieden, denn unser Verderben war von einem Mann und einer Frau verursacht worden und auch unsere Erlösung musst sich deshalb durch einen Mann und eine Frau verwirklichen. Gott erhob die Frau so zur Würde der Gottesmutter und den Mann zur Würde des Gottessohnes und gab uns ein Beispiel der Demut und des Gehorsams, indem er sich eine Mutter suchte, der er als Kind gehorsam war.

Er erwählte die Jungfrau Maria, weil sie heilig und mit jenen Gnaden und Tugenden geschmückt war, die er allen Geschöpfen schenken wollte. In der Jungfrau waren sie überragend in all ihrer Reinheit, denn sie musste dem ewigen Vater so ähnlich wie möglich sein. Sie wurde frei unter allen Frauen erwählt, ein einzigartiges Geschenk, für das die Jungfrau ihr Leben lang dankbar war.

Die Zeit, in der die Menschwerdung geschah, war wirklich angemessen. Sofort nach der Sünde unserer Stammeltern war der Erlöser versprochen worden: „Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs und sie wird dir den Kopf zertreten" sagte der Herr zur Schlange und versprach so, Adam und seine Nachkommen von der Macht des Teufels zu befreien. Indem er sagte „...zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs..." versprach er den Befreier für all jene, die aus Adam geboren werden würden und dieses Versprechen wurde durch zahlreiche Weissagungen und Figuren erneuert.

Der Erlöser wurde den Menschen versprochen, die vor seiner Ankunft lebten, aber auch jenen, die danach kommen würden, denn Gott hat seine unendlichen Verdienste auf alle ausgeweitet, gemäß den Worten: „Gott selbst wird kommen und uns erlösen."

Der Moment, indem der Erlöser versprochen wurde – sofort noch der Sünde unserer Stammeltern – war der angemessenste, damit die Besiegten auf den Sieg hoffen konnten, damit die aus dem Paradies Ausgeschlossenen die Hoffnung auf den Einlass in die Herrlichkeit haben konnten, damit die Verfluchten in den Segen Gottes vertrauen und die zum Tode Verurteilten das Leben erwarten konnten.

Die Zeit der Erfüllung, die Zeit der Ankunft des Retters, war die angemessenste, damit der Mensch, nach tausenden von Jahren im Morast der Laster gefangen, die Notwendigkeit einer Abhilfe erkenne und dankbar dafür wäre. Und damit, durch das lange Warten, die Geduld und der Glaube der Gerechten, die auf ihn gewartet hatten, noch besser erprobt würden.

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit, die das Wohl des Menschen ersehnte, sandte den Engel, um der Jungfrau das Geheimnis der Menschwerdung zu verkünden. Zu ihr, der demütigen, einfachen Verlobten eines Schreiners, die gegen jeden Anschein bevorzugt worden war, wurde der Eingel Gabriel (das bedeutet Kraft) gesandt.

Der Engel begrüßte die Jungfrau mit tiefem Respekt und voll Freude nannte er sie „voll der Gnade", das heißt voll Gaben, Tugenden, Liebe und guter Gedanken. Er sprach ihr die Hilfe Gottes aus, indem er sagte: „Der Herr ist mit dir" und er verkündete ihren Vorrang vor allen anderen Frauen, welcher im Segen des Himmels gründet.

Die heiligste Jungfrau erschrak und bekundete ihre Keuschheit, die bewahrt wurde in der Sammlung, in der sie gewöhnlich lebte. Sie zeigte ihre Demut, die aus der geringen Meinung, die sie von sich selbst hatte, kam und ihre Klugheit, denn sie antwortete nicht übereilt. Ebenso sah man ihr Schweigen, denn sie sprach demütig und bescheiden. Ihr Herz wurde ruhig bei den Worten des Engels: „Du hast vor Gott Gnade gefunden."

Über den Sohn, der vom Engel angekündigt wird, werden fünf Dinge gesagt: er wird Jesus heißen, d.h. Erlöser der Welt. Er wird groß sein in seiner Gottheit und seiner Menschheit, in seiner Mission und seiner Macht. Da er Sohn der Jungfrau ist, wird er auch Sohn Gottes sein. Sein Vater wird ihm den Thron und die Herrschaft über alle Auserwählten geben. Sein Reich wird kein Ende haben.

Die Jungfrau bittet um Erklärungen, nicht weil sie zweifeln würde, sondern um zu sehen, wie sie das Verkündete mit der versprochenen Jungfräulichkeit vereinbaren konnte. Der Engel erklärte ihr, dass der Heilige Geist über sie kommen würde und so verstand sie, dass es nicht Werk eines Menschen, sondern Werk des Heiligen Geistes sein würde. Der Kraft des Höchsten wird sie überschatten und mit ihrem Blut wird sie den Leib des Erlösers formen, ihres Sohnes und Gottes Sohnes. Am Ende bestätigt der Engel, was er ihr gesagt hatte und gibt ihr auch die Empfängnis Johannes´ des Täufers im unfruchtbaren Schoß von Elisabeth bekannt.

Die Jungfrau antwortet: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort...". Darin zeigt sich ihre Demut, denn sie stellt sich selbst auf den letzten Platz, der für Gott der höchste ist. Und sie drückt ihren Gehorsam aus Gott gegenüber und dem Engel gegenüber, der im Namen Gottes spricht.

Groß war die Freude des Vaters bei der Menschwerdung, da er uns den Sohn geschenkt hat, den er über alles liebt. Groß war die Freude des Sohnes, als es sich als Mensch sah, denn er liebt die Menschen wie Brüder. Groß war die Freude des Heiligen Geistes, weil er das größte Werk der Liebe vollbracht hatte. Groß war die Freude der allerheiligsten Jungfrau, die sich zur Würde der Gottesmutter erhoben sah. Die Liebe Gottes war unendlich – obwohl er zu Recht einen unsterblichen Leib annehmen konnte, der dem Leiden nicht unterworfen ist, weil er nicht durch Menschenwerk gebildet ist, nahm er einen sterblichen und leidensfähigen Leib an.

Betrachten wir nun das Beispiel der Tugenden, das Jesus uns in der Menschwerdung gegeben hat. Er wollte als Kind geboren und im Schoß einer Frau empfangen werden, um uns ähnlicher zu sein und uns dazu zu bewegen, ihn zu lieben. Und um uns ein Beispiel der Demut zu geben und unser Herz zu dieser Tugend zu neigen; ebenso um uns ein Beispiel der Abtötung und der Geduld zu geben. Neun Monate lang im dunklen Gefängnis des mütterlichen Leibes zu bleiben war für Jesus ein Motiv großer Abtötung, denn er verfügte bereits über den vollen Gebrauch seiner Vernunft.

Jesus hatte einen wirklichen Leib, keinen Scheinleib und er nahm eine perfekte vernunftbegabte Seele an, mit Intelligenz, Willen und Gedächtnis. Er war voll der Gnade, voll Reinheit und deshalb sündigte er nie und konnte auch nie sündigen oder in einen Irrtum oder eine Unvollkommenheit verfallen. Seine Heiligkeit übertraf die aller Menschen und Engel. Er war ausgestattet mit den Schätzen der Weisheit und der göttlichen Wissenschaften und besaß Kenntnis aller gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Dinge, da er der Richter aller sein sollte. Er hatte die Macht Wunder zu wirken und die außerordentliche Macht, Sünden zu vergeben, Herzen zu wandeln, die Sakramente einzusetzen und Gnaden zu schenken. Er ist Haupt der Engel und der Menschen in der streitenden und in der triumphierenden Kirche. Er ist das Haupt der Erwählten.

Mit all diesen Gaben übte sich die Seele Jesu in heldenhaften Akten der Tugend. Er lebte in glühender Liebe zu Gott, in tiefer Dankbarkeit zum Vater. Er brachte das Opfer eines bereiten Gehorsams dar und litt unsäglich, wenn er sah, wie die Menschen aufgrund der Sünde verloren gingen und den Vater beleidigten, für den er sich als Opfer darbrachte, obwohl er um das Ausmaß der zukünftigen Leiden wusste. Er tat es, um ihm Genugtuung zu leisten, den Teufel zu besiegen und den Menschen zu retten. (El pan 8, 318-333)

 


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013