Das Paradies
Liebe Töchter, heute wollen wir die Herrlichkeit betrachten, die Beschaffenheit der Gemeinschaft der Heiligen. Die Herrlichkeit, das Paradies, die Seligkeit ist ein vollkommener Zustand, in dem alles Gute gegenwärtig und alles Schlechte abwesend ist. Die Güter der Herrlichkeit sind ewig in der Zeit, sicher im Besitz, unveränderbar in der Vollkommenheit und vollkommen befriedigend, ohne dass je Langeweile aufkommt, ständig neu im Genuss, so wie am ersten Tag, an dem sie begonnen haben. Die Güter dieser Erde besitzen diese Eigenschaften nicht.
Der Himmel ist der Ort, an dem Gott sich den heiligen Seelen offenbart. Es ist ein Ort erhellt von himmlischem und süßem Licht. Gott selbst ist mit der heiligsten Menschheit des guten Jesus die Quelle der Freude der Seligen. Der Himmel ist ein sicherer, beständiger, anmutiger und prächtiger Ort – mehr als Worte es ausdrücken können. Wir müssen uns Tag und Nacht nach ihm sehnen und sagen: „Wie liebenswert sind deine Wohnungen, mein Gott. Meine Seele verzehrt sich nach ihnen in Sehnsucht".
Die Bewohner des Himmels sind ohne Zahl. Sie sind sehr ehrenwert und sehr weise in allem. Sie unterhalten sich in größter Vertrautheit. Sie sind wie Lilien ohne Dornen, wie Korn ohne Stroh. Sie sind sehr unterschiedlich und doch in Harmonie und Einklang, obwohl sie nicht alle die gleiche Herrlichkeit besitzen - so wie die Sterne am Himmel, die sich in Größe und Leuchtkraft unterscheiden und doch mit wunderbarer Anmut geordnet sind.
Jeder freut sich über die Herrlichkeit des anderen wie über die eigene, denn alle lieben sich mit außerordentlicher Liebe. Das ist der Eindruck den ich gehabt habe, als ich in Gesellschaft der Heiligen war.
Wenn wir alle den Herrn wirklich lieben und seinen Eingebungen folgen würden, wenn wir uns gegenseitig lieben und in unseren Oberen das Bild des Herrn sehen würden, wenn wir erfüllt von Nächstenliebe und von Liebe zu Gott wären – dann wären unsere Häuser ein Vorzimmer zum Himmel, ihre Bewohner die Armen und wir ihre Schutzengel. Meine Töchter, es liegt an uns, aus unseren Häusern Vorzimmer zum Himmel zu machen und auf dieser Erde wie Engel zu leben, Gott zu lieben und zu ehren und das zu tun, was selbst die Engeln nicht können: für Ihn zu leiden und für seine Armen zu arbeiten.
Betrachten wir nun die Herrlichkeit der Seele und des Leibes mit seinen Sinnen. Die Herrlichkeit, die der Seele des Gerechten geschenkt wird, ist die größte Herrlichkeit, die es geben kann, denn sie beinhaltet Gott selbst. Die Seele wird in Verzückung entrückt durch die innige Teilnahme an Gott, der sich mit ihr vereint wie das Feuer mit dem Eisen, der sie durchdringt und ihr seine Eigenschaften mitteilt.
Das Gedächtnis hat Gott immer gegenwärtig und vertieft sich in den Abgrund der Gottheit, ohne sich an andere Dinge zu erinnern. Wann wird für mich der Augenblick dieser so ersehnten Vereinigung kommen?
Die Intelligenz, die in der klaren Schau Gottes versunken ist, erkennt den Vater, der den Sohn gezeugt hat und den Heiligen Geist, der aus beiden hervorgeht. Sie sieht die göttlichen Vollkommenheiten, die Geheimnisse, die sie im Glauben angenommen hatte, die Geheimnisse der göttlichen Vorsehung, mit denen Gott uns zum Heil führt. All das stillt ihren unerschöpflichen Hunger nach Wissen.
Der Wille ist erfüllt von Liebe zu Gott in einer Vereinigung ewiger Liebe. Er ist trunken von ihr und taucht ein in den unendlichen Genuss des Herrn. Er erfüllt mit größter Freude alle Akte der Tugenden. Meine Töchter, diese so ersehnte Vereinigung wird nicht nur einen Augenblick dauern, sondern die ganze Ewigkeit.
Der verherrlichte Leib hat vier Eigenschaften
Die erste ist sein Leuchtkraft. Er ist wunderschön, leuchtend wie die Sonne und er ähnelt dem Leib Christi. Wenn er während des Lebens aufgrund der Liebe zu Gott Wunden erlitten hat, so erscheinen diese wie mit Edelsteinen besetztes Email, dessen Anblick erfreut und dessen harmonische Komposition ein großes Leuchten erzeugt.
Daneben die Leidensunfähigkeit und die Unsterblichkeit. Der Leib ist immer kräftig, frisch, dem Hunger und Durst nicht unterworfen und er verspürt keinen Schmerz mehr.
Darüber hinaus die Beweglichkeit und Leichtigkeit. Die Seele hat nämlich eine solche Herrschaft über den Körper, dass sie ihn mit großer Schnelligkeit von einem Punkt zu einem anderen bewegen kann.
Letztendlich eine geistige Beschaffenheit. Der Leib, der nicht mehr essen und trinken muss, kann den Himmel und jede Materie ohne jeglichen Widerstand durchdringen.
Auch die Sinne genießen
Der Sehsinn bewundert so viele Schönheiten und vor allem die Menschheit Jesu Christi.
Das Gehör vernimmt die süßen Worte, die die Seligen wechseln und die himmlische Musik.
Der Geschmack kostet die himmlische Lieblichkeit, eine Sättigung wie von den besten Speisen.
Das Tastsinn genießt gerechte und heilige Freuden.
Der Lohn der Seligkeit ist Quelle der Herrlichkeit für die Gerechten
Das Himmelreich, das den Armen im Geiste versprochen ist, meine Töchter, ist die klare und unablässige Schau unseres Gottes, der Besitz seiner unendlichen Reichtümer, die jeder Selige inwendig in sich trägt und aufgrund derer die Seligen Könige genannt werden.
Die Sanftmütigen werden das Land des göttlichen Segens und der Freude erben, die selige Heimat, in der es keine Tränen und keine Verbannung gibt.
Den Trauernden ist ein immenser Trost versprochen, der keine Traurigkeit und keinen Kummer mehr kennt, denn die Schau Gottes, unseres Vater, der heiligste Jungfrau, der himmlische Hierarchie und des Himmels selbst flößen einen unendlichen Frieden ein
Jenen, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit, ist überreiche Sättigung versprochen durch all jene Güter, die sie ersehen. Die Seele wird mit Geschenken überhäuft und von allem Leid befreit. Das kann auf Erden nie geschehen, denn dort sind die Güter begrenzt und mangelhaft.
Den Barmherzigen ist die Fülle der Barmherzigkeit versprochen und der Herr belohnt in seiner unendlichen Güte die Werke, die in dieser Welt um seiner Liebe willen getan werden. Dieser Lohn heißt Krone der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Denen, die reinen Herzens sind, ist die Schau Gottes versprochen, die das Wesen der Herrlichkeit selbst ist. Der Glaube wird mit der klaren Schau Gottes und der zu Lebzeiten bekannten Geheimnisse belohnt. Die Hoffnung wird mit dem vollen Besitz dessen belohnt, worauf man in diesem Exil gehofft hat. Die Liebe wird belohnt mit der größten Liebe zum höchsten Gut, das man in unaussprechlicher Freude schaut.
Den Friedfertigen ist versprochen, dass sie Söhne Gottes genannt werden. Nach der unvollkommenen Sohnschaft in diesem Leben durch die Sakramente kommt die zweite, vollkommene Sohnschaft, wenn die Seele verherrlicht wird. Sie empfängt das Recht am Ende der Welt ihren verherrlichten Leib zu erhalten.
Denjenigen, die dem Feind widerstehen und die schlechte Gesellschaft meiden „werde ich von dem verborgenen Manna geben. Ich werde ihnen einen weißen Stein geben und auf dem Stein steht ein neuer Name, den nur der kennt, der ihn empfängt." Das Manna ist die Gottheit, die alle Freude in sich birgt. Der weiße Stein ist ein wertvolles Bekenntnis, das Gott dem Seligen gibt: er ist angenommen worden und auserwählt, sich an Ihm für immer zu erfreuen, mit der Gewissheit, nie ausgeschlossen zu werden. Darauf steht der Name „Sohn Gottes und Erbe seiner Herrlichkeit. Der Name ist neu aufgrund der Vollkommenheit und Ewigkeit, mit der er in diesem Moment gegeben wird.
Wer die Gebote hält bist zum Ende „dem werde ich Macht über die Völker geben, Er wird über sie herrschen mit eisernem Zepter und sie zerschlagen wie Tongeschirr; und ich werde ihm diese Macht geben, wie auch ich sie von meinem Vater empfangen habe, und ich werde ihm den Morgenstern geben." Das heißt: wie klein sie auch auf Erden gewesen sein mögen – sie werden König sein und Herrscher über jene, die nicht gesiegt haben, obwohl sie auf Erden zu den Mächtigen gehört haben. Der Morgenstern ist Jesus Christus, Gott und Mensch, der sich denen schenkt, die seine Werke nachahmen.
Diejenigen, die ihre Kleider nicht befleckt haben und gute Werke vor dem Angesicht Gottes vollbracht haben, „werden mit weißen Gewändern bekleidet werden. Nie werde ich ihren Namen aus dem Buch des Lebens streichen, sondern ich werde mich vor meinem Vater und vor seinen Engeln zu ihnen bekennen."
Wer standhaft bleibt, um das erhaltene Gut zu bewahren, „den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen und er wird immer darin bleiben. Und ich werde auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und ich werde auf ihn auch meinen neuen Namen schreiben." Das heißt, dass diejenigen, die in diesem Leben ausdauernd waren in guten Werken, wertvolle Säulen sein werden, mit höchster Vollkommenheit gearbeitet, um im himmlischen Jerusalem zu stehen und nie von dort entfernt zu werden. Auf diesen Säulen wird der Name Gottes, des himmlischen Jerusalems und der neue Name des Erlösers Jesus stehen, um auszudrücken, dass Gott sie bewahrt hat wie sein Eigentum und das Werk seiner Hände.
Wer die Lauheit und Mittelmäßigkeit besiegt, die Übelkeit hervorruft, „darf mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich gesiegt habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe". Das heißt, wer in dieser Welt gedemütigt und erniedrigt ist und aus Liebe zu Christus siegt, den wird Gott erhöhen und ihm Hoheit verleihen an der Seite seines Sohnes Jesus, der vertraulich mit ihm verkehren und ihm die Güter seines Reiches mitteilen wird. Er wird gleichsam vergöttlicht werden – in dem Maß, in dem er dazu fähig ist.
Wie ihr seht, meine Töchter, besteht die Herrlichkeit der Gerechten wesentlich in der Schau Gottes, nach der wir alle streben müssen – denn die Seele die Gott besitzt, hat alles und nichts fehlt ihr, denn Gott allein genügt.
El Pan 8, 1174-1195
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ultimo aggiornamento
05 settembre, 2013