Die Sünde - Teil II

Die Sünde ist Leugnung Gottes

Liebe Töchter, bedenken wir, dass der Sünder Gott verlässt, ihn aus seinem Geist verbannt und die Augen schließt, um Ihn nicht zu sehen. Aber da Gott das Glück des Menschen ist, wir der Sünder, der Ihn durch die Sünde vertrieben hat, das ersehnte Glück nicht finden - wie sehr er sich auch auf den Wegen der Genüsse, der falschen Ehre, der Launen und der Sünden anstrengt.

Wenn der Mensch, blind durch seine Leidenschaften, glaubt, dass er das Gut nun besitzt, nach dem er sich mit aller Macht gesehnt hat, ruft er trunken und ausser sich aus: „Das ist mein Glück! Ich bin glücklich! Was will ich mehr auf Erden und im Himmel?"

Und wenn Gott sich ihm präsentiert in diesen Momenten bestialischer Befriedigung seines Appetits, dann scheut er sich nicht, Gott zu sagen: „Hau ab, denn du störst. Lass mich glücklich sein!" Was für ein Leid, meine Töchter, zu sehen, wie Gott vom Menschen durch die Sünde vertrieben wird durch die Verderbtheit seines Willens, der von einem trügerischen Gut verführt wird! Ich denke, dass euch genügen wird, was ich gesagt habe, um zu verstehen, dass die Sünde eine Ablehnung und Verneinung Gottes ist.

Liebe Töchter, die Sünde häuft Dunkelheit an, die es dem Intellekt verwehrt, die Kraft der Argumente für die Existenz Gottes zu würdigen. Sie verursacht ein schlechtes Gewissen, das das Herz des Verbrechers beunruhigt und das dort eine verborgene Abscheu gegen Ihn verursacht, der ihn mit seinem Schatten vernichtet und dessen Existenz dem Sünder verhasst ist.

Ja, meine Töchter, die Existenz Gottes kann für den Sünder nur verhasst sein, denn er wird vergebens versuchen, in seinem Inneren die Stimme des Gewissens zu bekämpfen, die ihm so lange seine Vergehen vorhält und vorwirft, bis er es schafft, in seinem Inneren das Bild des heiligen und gerechten Gottes auszulöschen, der ihm mit ewigen Strafen droht. Was wird er wohl tun, wenn er der heilbringenden Stimme des Gewissens kein Gehör schenken und sich nicht bekehren will?

Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich eine Schein-Ruhe zu verschaffen und sich selbst davon zu überzeugen, dass das Gewissen nur eitle Sorgen verschafft und dass die Idee von Gott eine Erfindung des Fanatismus ist. Wir sehen also, meine Töchter, dass die Sünde – da sie nicht in der Lage ist in den Himmel zu steigen und Gott von seinem Thron zu stürzen – ihn zuerst aus dem Herzen und dann aus dem Gewissen des Menschen reißt.

Liebe Töchter, wir wissen sehr wohl, dass es weder die Juden noch die Heiden waren, die das Werk der Ungerechtigkeit vollbracht und den Urheber des Lebens getötet haben – es war die Sünde. Es hätte auch nicht anders sein können, denn das Böse verabscheut von Ewigkeit her das Gute, die Finsternis das Licht und das Laster hasst abgrundtief die Tugend. So musste die Sünde mit Erlaubnis Gottes den Heiligsten der Heiligen töten. Die Sünder sagten: „Schlagen wir den Gerechten nieder, denn er steht unseren Werken im Weg."

Ja, die einzig wirkliche und wahre Ursache für den Tod des guten Jesus war seine leuchtende Unschuld, deren Glanz die schwachen Augen des Neides und des Ehrgeizes erblinden ließ.

Liebe Töchter, betreten wir das Heiligtum unseres Gewissens und wenn wir feststellen, dass dort irgendeine ungeordnete Leidenschaft herrscht oder wir Sklaven der Begierde, des Ehrgeizes, der Wollust sind, zögern wir nicht, unseren Teil der Verantwortung an der Hingabe des allumfassenden Opfers für das Leid der Welt auf uns zu nehmen. Oh, meine Töchter, sind wir vielleicht unter den schlechten Dienerinnen? Unter jenen, die durch ihren Stolz den guten Jesus mit unzähligen Verfehlungen verletzen?

Bedenken wir, dass Jesus nicht durch die Hände der Sünder geopfert wurde, sondern durch die die Hände der ewigen Gerechtigkeit, als Strafe für die Verbrechen, die die menschliche Ungerechtigkeit angehäuft hatte. Der Tod Jesu war ein Sühneopfer, das vom höchsten Priester des neuen Bundes in eigener Person dargebracht wurde, um alle Sünden, die der Mensch begeht – die alten und die neuen - auszulöschen. (El pan 8, 936-943)

Der Schaden, den die Sünde des Anstoßes verursacht

Liebe Töchter, da euch bewusst ist, wie schwerwiegend das Ärgernis und seine Folgen sind, bemüht euch, es den Schwestern und den Kindern begreiflich zu machen. Sagt ihnen, dass jener, der Anstoß erregt, direkt oder indirekt den moralischen Tod der Seele seiner Brüder und Schwestern verursacht. Indem er sie nämlich zur Sünde verleitet durch schlechte Ratschläge oder durch schlechtes Beispiel, wird er vor Gott des Todes einer Seele schuldig, für die Jesus gestorben ist und in der Gott selbst wohnte. (M. Esperanza de Jesús)

Jesus erleuchtet, während das Ärgernis versucht, das Licht des Glaubens auszulöschen. (M. Esperanza de Jesús, eam). Jesus heiligt durch die Gnade seiner Sakramente, während derjenige, der Anstoß erregt, versucht mit Gewalt und Verführung den Verfall zu bewirken. Sollte es also verwundern, wenn die Tötung einer Seele den Zorn Gottes provoziert? Und welche äußerliche Sünde ist nicht auch Stein des Anstoßes? (M.E.)

Sagen wir gemeinsam: „Es reicht mit den Sünden!" Vergeben wir all unseren Brüdern und Schwestern und sagen wir: „Herr, ich verzeihe, um deines kostbaren Blutes willen, das du am Kreuz vergossen hast."(El pan 8, 1292-1294)

Die Sünde des Anstoßes

Denken wir daran, meine Töchter, dass der Sünder Jesus auf dem Kalvarienberg des eigenen Herzens kreuzigt. Er bringt ihn um, indem er seine eigene Seele durch die Todsünde tötet und gleichzeitig erstickt er in sich das göttliche Leben, das durch die Gnade in ihm geboren worden war. Und wir, Dienerinnen der Barmherzigen Liebe, hatten wir das Unglück, das göttliche Blut, das in unseren Adern floss, auszuleeren? Was haben wir aus dem göttlichen Leben in uns gemacht? Seid ihr euch bewusst, welch ungeheures Übel eine Jesus geweihte Seele durch die Sünde begeht, die Gott aus ihrem Herzen und ihrem ganzen Sein verscheucht? Habt ihr gut nachgedacht über die Monstrosität der Sünde des Ärgernisses? Denken wir immer an das, was Jesus gesagt hat: „Wehe der Welt aufgrund der Ärgernisse!" Ja, meine Töchter, jene, die Anstoß erregen sind in der Welt Ursache für viele geistige Tode und sie selbst werden in den ewigen Tod stürzen. Jesus sagt es selbst: „Für denjenigen, der andere zum Bösen verführt, wäre es besser, man würde ihm mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen." Was wird, diesen Worten gemäß, die ewige Strafe sein für den Sünder, der Ärgernis erregt und unbußfertig stirbt? (El pan 8, 944)

Der Zustand der Seele in Sünde

Liebe Töchter, bedenken wir, dass die echte Bekehrung von bestimmten Lastern, d.h. die aufrichtige Besserung, fast ein Wunder der göttlichen Barmherzigkeit ist, denn normalerweise zerreißen die Ketten, mit denen die schlechten Angewohnheiten den Sünder gefangen halten erst durch den Tod. Die Sklaverei wird desto schlimmer und schändlicher, je mehr die Tyrannen zunehmen und die Ketten sich verstärken. Ein sehr trauriger Zustand, dessen Existenz wir bezweifeln würden, wenn er uns nicht in täglicher Erfahrung gezeigt werden würde!

Sklaven in diesem Zustand sind auch viele Jesus geweihte Seelen. Gibt es sie auch unter den Dienerinnen der Barmherzigen Liebe? Wie viele sind wirklich frei, weil sie die heilige Freiheit der Kinder Gottes besitzen? Oh, meine Töchter, wie eng und schwer ist der Weg, der zum ewigen Leben führt und wie wenige gehen darauf! Wenn die Seele, die Gott beleidigt hat, wenigstens ihren eigenen Zustand erkennen würde! Aber wie soll sie ihn erkennen, wenn sie blind ist wie der Besessenen im Evangelium? Aus diesem Grund freuen sich die Sünder, obwohl sie traurig sein sollten über ihren eigenen Untergang und die schreckliche Zukunft, die sie in jedem Augenblick bedroht. Wie der blinde und tugendhafte Tobia sollten sie sagen: „Welche Freude kann derjenige besitzen, der in der Finsternis sitzt und das Licht nicht sieht?"

Liebe Töchter, ich nehme an, dass ihr erkannt habt, wie der Sünder zum Unglück der Sklaverei noch ein weiteres, größeres hinzufügt: ihre schreckliche Last nicht zu spüren, nicht zu erkennen, wie schändlich sein Zustand ist und sich auf diese Weise jede Möglichkeit zu verbauen, dem eigenen Elend zu entfliehen.

Oh, wenn er sich doch endlich entschließen würde, die Knie zu beugen im Gericht der Buße, vor dem Minister Gottes, und eine demütige, aufrichtige und schmerzerfüllte Beichte abzulegen über die Unordnung, die seine Seele bedroht! Aber hier ersteht eine neue Schwierigkeit: der arme Sünder ist taub und stumm wie der Besessene, denn der Teufel bemächtigt sich jener Sinne, deren guter Gebrauch den Menschen und vor allem die gottgeweihte Seele zum Heil führen würde.

Ja, meine Töchter, der Sünder verurteilt sich dummerweise selbst und wenn er redet spricht er albernes und eitles Zeug. Er verstummt aus Scham über seine Vergehen, wie Adam verstummte, als er von Gott ermahnt und dazu verurteilt wurde, zu leiden und zu sterben. Er schweigt aufgrund des Stolzes, der ihn noch schuldiger macht, weil er es ablehnt die eigenen Sünden zu bekennen. Ein verbrecherisches Schweigen, das dazu dient, das Elend des Sünders zu verdoppeln. Was für ein gewaltiger Kontrast zwischen dem Schweigen der Zunge und dem Lärm im Herzen! (El pan 8, 945-949)


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013